Russische Evangelische Allianz weiterhin im Aufwind
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Zwischenkirchliche Körperschaften in Rußland und der Ukraine
L a d u s c h k i n – Die “Russische Evangelische Allianz” befindet sich weiterhin im Aufwind. Ihre 17. Jahreskonferenz fand am 11. März am Moskauer Sitz der „Vereinigten Russischen Union der Christen Evangelisch-Pfingstlerischen Glaubens“ (ROSChWE) statt. Zum ersten Mal seit Jahren gehörte der leitende Bischof der ROSChWE, Sergei Rjachowski, zu den Teilnehmern. Beide großen Pfingstbünde waren mit von der Partie. Die Baptistenunion (RUECB) war durch seinen Ersten Vizepräsidenten, Wiktor Ignatenkow, vertreten. Leonid Kartawenko vertrat die „All-Russische Gemeinschaft der Evangeliumschristen“ (WSECh).
Im Zeichen zunehmender Aktivitäten wurde ein Regionaler Sekretär der REA für das östliche Rußland ernannt. Dabei handelt es sich um Sergei Lawrinow (geb. 1964), ROSChWE-Bischof und Pastor einer Gemeinde mit 700 Gliedern in Tiumen/Westsibirien. Gegenwärtiger Regionalsekretär für das westliche Rußland ist der Moskauer Sergei Wdowin, der langjährige Generalsekretär der REA. Der Baptist Alexander Feditschkin fungiert weiterhin als Präsident; Witali Wlasenko bleibt Internationaler Botschafter der REA.
Die REA erstrebt das Abhalten einer größeren Konferenz im Umfang der Gründungskonferenz von 2003. Sie soll gegen Ende des Jahres bzw. 2021 stattfinden.
Neue interkonfessionelle Körperschaft in der Ukraine
Vor mehr als einem Jahr, am 22. Januar 2019, wurde in Kiew ein „All-Ukrainischer Rat der Evangelischen Kirchen“ ins Leben gerufen. Sein offizieller „Koordinator“
und inoffizieller Gründer ist der Baptist Oleksandr Turtschynow, ein führender ukrainischer Politiker, der gegenwärtig als „Sekretär für die Nationale Sicherheit und Verteidigung“ tätig ist. Der
Rat umfaßt kirchenleitende Persönlichkeiten wie den Pfingstbischof Mykhailo Panotschko und den Baptistenpräsidenten Waleri Antoniuk.
Obwohl nicht in Gemeinschaft mit der Weltallianz, ersetzt diese Bewegung auf eine Art und Weise die nie richtig gelungene Evangelische Allianz des Landes. Anatoli Kaljuzhni, ein Bischof der selbständigen Evangelischen, der jahrelang auch im Rahmen der ukrainischen Allianz tätig war, ist ein Mitglied dieser neuen Organisation.
Die Beziehungen zum Staat, die über Turtschynow geregelt werden, statten den Rat mit Geldern und öffentlichem Ansehen aus. Doch die führende Rolle eines sehr parteilichen Politikers gehört zu den Faktoren, die die Organisation für den Dialog mit den protestantischen Kirchen im benachbarten Rußland ungeeignet machen. Turtschynow gehört zu den ukrainischen Politikern, die im November 2018 vom russischen Staat mit Sanktionen belegt worden sind. Doch obwohl dieser Rat die offizielle politische Haltung der russischen Kirchen nicht teilt, überschneidet sich dessen Weltsicht durchaus mit der russischen. Die entschieden anti-homosexuelle und familienfreundliche Position, die von Turtschynow und anderen ukrainischen Protestanten vertreten wird, hat auch unter den russischen Gläubigen sehr zahlreiche Anhänger.
Eine Stellungnahme am Tage nach der Gründung versichert, der Rat sei „weder eine politische Partei noch ein ökumenischer Verein“. Da es sich immerhin um eine betont interkonfessionelle Organisation handelt, kann „nicht ökumenisch“ nur bedeuten, daß sie mit dem Genfer Weltkirchenrat nicht kommuniziert. Das ist aber nur der Regelfall in Osteuropa.
Der „All-Ukrainischer Rat der Evangelischen Kirchen“ darf nicht verwechselt werden mit dem „All-Ukrainischen Rat der Kirchen und religiösen Organisationen“, der im Dezember 1996 das Licht der Welt erblickte. Neben Protestanten vertritt diese ältere Organisation auch orthodoxe, katholische, muslimische und jüdische Körperschaften.
Dr.phil. William Yoder
Laduschkin, den 11. April 2020
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