Die Evangelische Allianz Rußlands ist wieder im
Kommen
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Zwischenkirchliche Beziehungen nehmen wieder zu
M o s k a u – Gutes passiert in Rußland auf dem Gebiet der interkonfessionellen Beziehungen. Zum ersten Mal seit vier Jahren wohnten am 23. September 2019 alle führenden evangelischen Denominationen einer Sitzung des „Konsultativrats der Leiter der protestantischen Kirchen Rußlands“ bei. Besonders signifikant war die Anwesenheit der Führung der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten“ (RUECB) – sowohl Präsident Peter Mitskewitsch wie sein Stellvertreter, Wiktor Ignatenko, waren zugegen. Mit Bezugnahme auf Differenzen mit Bischof Sergei Rjachowski von der „Vereinigten Russischen Union der Christen Evangelisch-Pfingstlerischen Glaubens“ (ROSChWE) hatte der Baptistenbund am 23. September 2015 seine Beziehungen zum Konsultativrat eingestellt. (Siehe unsere Meldung vom 7. Oktober 2015). Der Baptistenbund hat sich nicht erneut dem Konsultativrat angeschlossen, doch Gespräche sind wieder im Gange. Die Aussichten dafür, daß der russische Protestantismus bald wieder mit einer einzigen Stimme sprechen kann, nehmen zu.
Offizielle Gespräche zwischen der 2003-gegründeten “Russischen Evangelischen Allianz” (REA) und der Baptistenunion fanden am 26. September 2019 statt. Die REA gilt nun als Vollmitglied im Konsultativrat und war bei den Gesprächen mit der Baptistenunion drei Tage zuvor dabei.
Die Allianz beteiligte sich ebenfalls am Sechsten Plenum des „Christlichen Interkonfessionellen Beratungskomitees für die GUS-Staaten und das Baltikum“ (KhMKK). Es fand am 30. Oktober im höchst repräsentativen „Präsidentenhotel“ der Hauptstadt statt. Diese Körperschaft, die sich zweijährlich versammelt, ist eine Art russischer Alternative zum in Genf beheimateten Weltkirchenrat. Ihre drei Leiter sind orthodox, römisch-katholisch und protestantisch. Die Protestanten sind gegenwärtig durch den lutherischen Erzbischof Dietrich Brauer vertreten. Witali Wlasenko, der einst den protestantischen Stuhl in diesem Komitee innehatte, wohnte der Begegnung im Namen der Russischen Evangelischen Allianz bei.
Der Aufschwung an Aktivitäten seitens der REA ist zum Teil auf die Ernennung von Witali Wlasenko zu ihrem Internationalen Botschafter im Jahre 2017 zurückzuführen. Er hat seitdem zahlreiche Länder besucht, beispielsweise China und zuletzt Georgien und Armenien. Wlasenko, einst Leiter des Außenamtes der RUECB, ist heute zugleich Vertreter der „Europäischen Evangelischen Allianz“ für deren Beziehungen zur Orthodoxie. Alexander Feditschkin und Sergei Wdowin dienen weiterhin als Präsident bzw. Generalsekretär der REA.
Am 16. Oktober beteiligte sich die REA an den Moskauer Gesprächen mit Doug Burleigh, dem Leiter der in Washington beheimateten „Nationalen Gebetsfrühstück“.
Auf dem Hintergrund der verstärkten Spannungen mit dem Staat, die von der Jarowaja-Gesetzgebung aus dem Jahre 2016 herrühren, haben sich in den Regionen Situationen ergeben, in denen bestimmte protestantische Denominationen um die Gunst des Staats auf Kosten anderer buhlen. Die REA wendet sich scharf gegen derartige Vorstöße – Solidarität unter den Evangelischen muß den Vorrang haben.
Die staatliche Überprüfung der protestantischen Seminare Moskaus hält an. Die Seminare sind aktiv, doch nur das „Moskauer Seminar der Evangeliumschristen“ von Alexander Zizerow und das „Moskauer Theologie-Institut“ (Rektor ist Sergei Jastschembski) genießen eine staatliche Akkreditierung. Das MTI gehört dem historischen Pfingstbund, der „Russischen Kirche der Christen evangelischen Glaubens“ (RKCEG) an. Ihr Bischof ist Eduard Grabowenko aus Perm. Relative Schwergewichtler wie die Seminare vom ROSChWE und RUECB arbeiten gegenwärtig ohne staatliche Akkreditierung.
Dr. phil. William Yoder
Berlin, den 5. Dezember 2019
Webseite „wyoder.de“
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