· 

MacArthur: Der Katholizismus ist satanisch

John MacArthur: Papst Franziskus ist ein Knecht Satans

------------------------------------------------------------------------------

Bericht über eine „Shepherd's Conference“ in Kalifornien

 

M o s k a u – Als John MacArthur, ein fundamentalistischer Theologe aus Kalifornien, Papst Franziskus als einen “Knecht Satans” beschrieb, waren auch Russen schockiert. Das geschah in einem kleineren Kreis im Rahmen der diesjährigen “Shepherds' Conference” (Hirtenkonferenz), die vom 9. bis 13. März in MacArthurs “Grace Community Church” in Sun Valley/Kalifornien stattfand. Bei seiner Predigt am Eröffnungsabend hatte der streitbare MacArthur behauptet: “Allah ist Gott nicht gleichzustellen. Allah ist eine Form des Teufels.”

 

Männer aus 62 Staaten nahmen an der Konferenz teil – zu ihnen zählten die Staaten Zentralasiens, China und Afrika. Nach inoffiziellen Angaben waren rund 70 Pastoren aus Rußland dabei.

 

Aussagen wie diese sind nicht überraschend. Der Schwarz-Weiß-Dualismus des John MacArthur ist nicht neu. In einer Predigt bei dieser Konferenz am 17. März 2013 hatte er versichert, der Römische Katholizismus sei “das Reich des Satans mit einer christlichen Maske . . . . Jeder Priester im römischen System ist ein Antichrist.” Eine Studie des russischen Theologen Andrei Krawzew aus dem Jahre 2013 vergleicht die Theologie Rick Warrens mit jener des John MacArthur. Darin zitiert Krawzew MacArthur: “Jeder unerlöste Mensch in dieser Welt wird von Satan geführt. (Es gibt) kein neutrales Terrain.” Was nicht unmittelbar von Gott herrührt, muß eben von Satan stammen.

 

In der Theologie MacArthurs kommen Protestanten – die Pfingstler vor allem – nicht besser weg als Katholiken oder Orthodoxe. Im Jahre 2014 bezeichnete der kalifornische Pastor jene Kirchen, die gleichgeschlechtliche Trauungen vornehmen, als “abgefallene Kirchen; sie sind Satans Kirche”. Eine der Kirchen, die er in diesem Zusammen nennt, ist die auch in Rußland tätige, presbyteriansche „PC USA“. MacArthur nennt auch Warren einen “Abgefallenen” und den konservativen Bund der Südbaptisten “einen gefährlichen Träger von Kompromissen”. Ein anderer Redner bei dieser Konferenz 2015 schlug vor, diese Bewegung möge sich nicht weiterhin als „evangelikal“ bezeichnen.

 

Krawzew meint in seiner Studie, daß Warren und MacArthur „zwei entgegengesetzte Tendenzen unter den russischen Baptistengemeinden anstacheln“. Während MacArthur „Unterwerfung, Gehorsam und Stärke“ fordert, betont sein Kontrahent das Mitgefühl. MacArthur betont die Verkündigung, doch Warren meint, die christliche Botschaft sei ohne Dialog mit Andersdenkenden nicht zu vermitteln. Krawzew zitiert Warren: „Wenn du keine ungläubigen Freunde hast, dann kannst du nicht wie Jesus sein.“ MacArthur meint, „die Welt“ sei von Satan regiert. Warren jedoch beschreibt sie positiv: „Die Trennlinie zwischen dem Guten und dem Bösen verläuft nicht entlang der Grenze zwischen Kirche und Welt – sie liegt vielmehr im Herzen eines jeden Menschen.“

 

Prof. Gennadi Sergienko, Dekan des führenden, baptistischen „Moskauer Theologieseminars“, war vom Gastgeber zur diesjährigen Hirtenkonferenz eingeladen worden. Ihm fiel eine Äußerung MacArthurs auf, bei der er einräumte, daß es den Abgängern seines Seminars schwerfällt, sich längerfristig als Pastoren im Gemeindedienst zu behaupten. Dieselbe Problematik ist erkennbar auch unter den von MacArthur ausgebildeten Pastoren in Rußland und Belarus. Das überrascht nicht, denn die Anhänger dieser Theologie kämpfen gegen andere Kirchen nicht weniger als gegen „die Welt“. Zwei frühere Aussagen von Paul Washer, einem Redner bei der diesjährigen Konferenz: „Im Laufe der Woche ist der Sonntagvormittag die Hauptstunde des Götzendienstes in Amerika.“ Oder: „In 99,9% der Sommerlager von Baptistengemeinden in Amerika würde ich mein Kind nicht schicken.“

 

Gennadi Sergienko ist über zunehmende separatistische Tendenzen in seiner eigenen Russischen Baptistenunion (RUECB) besorgt. MacArthurs 16-jähriges “Samara Center for Biblical Training” ist eine der beiden größten Bildungseinrichtungen unter dem Dach der Russischen Baptistenunion. Dagegen kommt die Theologie des Rick Warren in den evangeliumschristlichen Kirchen am ehesten vor; sie werden angeführt von Pastoren wie Alexander Semtschenko (Moskau) und Pawel Kolesnikow (Selenograd bei Moskau). Beide waren bis vor kurzem Baptisten. Warren wird auch von vielen Pfingstlern und Methodisten herzlich aufgenommen. Die Anhänger MacArthurs befinden sich jedoch größtenteils innerhalb der Russischen Baptistenunion. Die im Bundesstaat Illinois beheimatete “Slavic Gospel Association” arbeitet eng mit MacArthur zusammen und verfügt über enge, langjährige Beziehungen zur Leitungsspitze der RUECB. MacArthur übt auch unter den aus der UdSSR stammenden Baptisten in Deutschland und Nordamerika einen gewissen Einfluß aus.

 

Die Bewegung MacArthur läßt sich nicht als explizit politisch einstufen. Doch Sergienko fürchtet, ihre separatistische und ablehnende Haltung gegenüber der Öffentlichkeit und der Orthodoxie könnte politische Folgen nach sich ziehen. Neue Gemeindespaltungen würden eine ohnehin zahlenmäßig abnehmende Baptistenunion weiter schwächen.

 

Sergienko appelliert deshalb an befreundete Kirchen und Organisationen im Westen, sich der russischen Baptisten anzunehmen. „Wir haben wenige Alternativen heute,“ klagt er. Das Fernbleiben angesehener westlicher Denominationen in den letzten Jahrzehnten hat es einer fundamentalistischen Randgruppierung erlaubt, festen Fuß zu fassen.

 

Dr. phil. William Yoder
Smolensk, den 3. April 2016

Für diese journalistische Veröffentlichung ist allein der Verfasser verantwortlich. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, die offizielle Meinung einer Organisation zu vertreten. Diese Meldung darf gebührenfrei abgedruckt werden, wenn die Quelle angegeben wird. Meldung 16-04, 715 Wörter.