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Lutherischer Weltbund will in Russland die Frauenordination durchsetzen

Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen zu Besuch in Kaliningrad

 

K a l i n i n g r a d – Trotz des Widerstands gegen Frauen im geistlichen Leitungsamt in Russland und anderen Ländern im früheren Ostblock will der Lutherische Weltbund (LWB) an der Frauenordination festhalten. Das betonte die nordelbische Bischöfin Maria Jepsen (Hamburg) am Ende ihres viertägigen Besuchs am 12. Oktober in Kaliningrad/Königsberg. Kritik übte sie in dem Zusammenhang an der Entscheidung des Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Europäischen Russland (ELKER), Siegfried Springer (Moskau), keine weiteren Frauen zu ordinieren. Er sei nicht befugt, die Ordination von Frauen zu unterbringen, sagte Jepsen: “Wir als Lutherischen Weltbund und als Kirchen in Deutschland werden weiterhin Theologinnen unterstützen und fordern, dass sie ein Amt als Pastorin bekommen.“

 

Das LWB-Ratsmitglied warnte jedoch davor, Geld als Druckmittel zur Durchsetzung von Frauenrechten zu missbrauchen. „Unsere Partnerkirche Lettland hat keine Frauenordination mehr, weil der Erzbischof es nicht will.“ Dennoch wolle man die Partnerschaft fortsetzen. Jespen wörtlich: „Wir können die Partner nicht zu einer theologischen Position zwingen. Aber Schwerpunkte dürfen wir setzen. Die Gemeinden sollen merken, dass eine ordinierte Frau, auch eine Bischöfin, nicht vom Teufel ist.“

 

Nach Überzeugung von Jepsen sollte sich auch die orthodoxen Kirche in der Frage der Frauenordination stärker bewegen. Sie zeigte sich überrascht, dass der orthodoxe Bischof von Kaliningrad, Seraphim, offenbar Verständnis für diese Ansicht habe. Bei einer Begegnung am 11. Oktober habe er nach den Worten von Jespen „eine Größe“ gezeigt, „die manche lutherischen Geistlichen nicht haben.“

 

Seraphim hatte sich bei dem Treffen auch für bessere ökumenische Kontakte zwischen Protestanten und Orthodoxen ausgesprochen.

 

Überrascht zeigte sich Jepsen über den unbefangenen Umfang der russischen Bevölkerung in Kaliningrad mit der deutschen Geschichte der Stadt. „Es gibt eine große Souveränität bei diesen Menschen,“ berichtete sie. „Ich bin glücklich, dass man die deutschen Namen nennen darf, ohne dass dies als deutsches Gebiet gesehen wird.“ Sie bezeichnete es als „verheißungsvoll“, dass in der einst deutschen, lutherischen Judittenkirche ein orthodoxer russischer Bischof sie persönlich in die Ikonenmalerei eingeführt habe. „Die Menschen kennen die deutsche Vergangenheit, doch jetzt wollen sie etwas Neues aufbauen“, so die Bischöfin.

 

Dr. William Yoder

Kaliningrad, 14c. Oktober 2004

 

Verfaßt für den Nachrichtendienst „Idea“. 326 Wörter

 

Anmerkung von Juni 2021: Maria Jepsen (geb. 1945) war Bischöfin in der Nordelbischen Kirche von 1992 bis 2010.