Verehrte Freunde in der ganzen Welt!
Heute ist die Welt geteilt bezüglich der Bewertung der Entwicklungen in der Ukraine. Man verlangt von uns, daß wir Partei ergreifen. Doch wenn man das tut, weist man jene ab, die sich jenseits der Barrikaden befinden. In solchen Augenblicken erinnern wir uns an die Worte Hiobs in Kapitel 37,23: „Den Allmächtigen erreichen wir nicht, der so groß ist an Kraft und reich an Gerechtigkeit. Das Recht beugt er nicht.“
Gott erniedrigte sich und nahm seine Verurteilung, Folterung und seinen Tod durch jene, die er geschaffen hatte, in Kauf. Er machte niemandem Vorwürfe, obgleich er vielfältige Gründe, Argumente und Dokumente ins Feld hätte führen können. Er verurteilte keinen und hat die Menschen nicht in „Freunde“ und „Feinde“ eingeteilt. Und Gott ist derselbe – gestern, heute und für immer.
Er nimmt die vom EuroMaidan und von den Regionen gleichermaßen an, sowohl innerhalb der Ukraine wie außerhalb. Er nimmt alle als seine Kinder an. Wir dürfen nicht behaupten, Gott trete für uns und gegen die anderen ein! Gott steht jenseits unserer kleinlichen Neigungen und Vorlieben. Im politischen Bereich ist Gott nicht für uns auf Kosten der anderen. Wir wissen nicht genau, wie wir es zum Ausdruck bringen sollen, aber wir wollen allen Seiten unsere Liebe – und Gottes Liebe – verdeutlichen.
Die Menschheit scheint am Abgrund zu stehen und bleibt nur dank der Gnade des Allmächtigen verschont – wenngleich andere für sich beanspruchen, das Überleben gewährleistet zu haben. Doch die Heere von Beratern, politischen Analytikern und Spionagediensten können keinen wirklich umfassenden und objektiven Überblick über die Geschehnisse liefern. Aber wir sind dennoch gewiß, daß Jesus Christus unser Herr und Unterstützer sei ungeachtet dessen, was sich abspielt. Er hat alles, was sich in der Ukraine, in Rußland und der gesamten Welt abspielt, im Griff. Alles geschieht nach seinem Willen und Plan.
Auf Erden wählte er den Weg der Gewaltlosigkeit, der Demut und Geduld. Er liebte und betete für seine Widersacher. Und seine Liebe ist echt und unveränderlich und läßt sich erfahren in dem, was sich um uns herum abspielt. Petrus schrieb z.B.:
„Und wer ist's, der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nacheifert? Und wenn ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen und erschreckt nicht; heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmut und Gottesfurcht, und habt ein gutes Gewissen, damit die, die euch verleumden, zuschanden werden, wenn sie euren guten Wandel in Christus schmähen. Denn es ist besser, wenn es Gottes Wille ist, daß ihr um guter Taten willen leidet als um böser Taten willen. Denn auch Christus hat "einmal" für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist.“ (I Petrus 3,13-18)
Keine geschichtlichen Ereignisse können die Liebe Gottes überwinden. Kein „genetisches“ oder „nationales“ Gedächtnis kann das Ergebnis des Todes Christi am Kreuz wieder aufheben. Keine Propaganda, Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Armee kann das verändern, was der Herr vor mehr als 2.000 Jahren mit seinem Blut besiegelt hat: „Vergebt, damit euch auch euer Vater im Himmel vergebe . . . .“ Jeder von uns bedarf der Vergebung des Herrn; darum ist es erforderlich, daß wir miteinander zurechtkommen, daß wir unseren Feinden verzeihen. Nur diese Möglichkeit bietet uns Christus an, damit Frieden und Stille in unsere Heimen einkehren.
Das Vermögen, im Namen Christi zu verzeihen, bedeutet mehr als ein Tod auf dem Maidan, mehr als ein Abkommen mit Westeuropa, mehr als ein Rabat für russische Gaslieferungen. Es bedeutet mehr als Milliarden von Dollar aus Rußland oder Europa, mehr als 20 Hektar beraubten Eigentums, mehr als 40 Milliarden gestohlener Dollar. Dieses Vermögen zählt mehr als alle Dollar und Euro zusammengezählt. Wir müssen um Vergebung bitten und auch selbst vergeben. Darum wenden wir uns unserem Himmlischen Vater zu und rufen: „Habe Gnade mit uns, o Herr. Gib uns die Kraft, unsere Feinde um Vergebung zu bitten und ihnen im Namen Christi zu verzeihen.“
Wir Christen sind dazu aufgerufen, die Liebe und Vergebung Christi vorzuführen, besonders dann wenn der Zustand der Welt
das auszuschließen vermeint. Und seine Lösung für das gegenwärtige Unheil wird alles übertreffen, das wir uns aus eigenen Kräften hätten ausdenken können!“ In dieser Erkenntnis danken wir Gott
für alles, was war und ist, denn „wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem
Ratschluß berufen sind“. (Römer 8,28)
Wir bitten heute darum, Gott möge die Herrscher und Mächte segnen, die er uns zum Wohle bestimmt hat abgesehen von ihren jeweiligen Standorten. Wir beten darum, daß wir nicht in Söhne und Töchter der Gewalt ausarten möchten, daß wir nicht der Unehrlichkeit, des Ungehorsams und der Widerspenstigkeit schuldig werden. Es solle lieber alles für Christus und seine Verherrlichung getan werden. Wir bitten darum, daß Politik und Wirtschaft nicht zum Mittelpunkt unseres Lebens werden. Wir müssen unsere Zeit der wichtigsten Aufgabe von allen widmen: das Evangelium zu verkünden und für die Erlösung der Verlorenen zu beten.
Wir beten heute für die Brüderstaaten von Rußland und der Ukraine; für eine friedliche Lösung der gegenwärtigen Lage. Wir beten um eine Verständigung zwischen den politischen und religiösen Leitern in unseren beiden Staaten sowie in der gesamten Weltgemeinschaft.
Möge Gott uns alle beschützen und erhalten.
Veröffentlicht von der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten“
Pastor Witali Wlasenko, Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehungen
Moskau, den 13. März 2014