Unruhige Zeiten unter den Charismatikern der Ukraine
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Zwei weitere Kirchenspaltungen haben stattgefunden
M o s k a u – In einer von 12 Bischöfen unterzeichneten Mitteilung vom 17. Juni erklärten 235 der 345 Ortsgemeinden, die der 20.000-Mitglieder-starken „Ukrainischen Christlichen Evangelischen Kirche“ (UKhETs) angehören, ihren Austritt aus diesem Kirchenverband. Dies erfolgte nachdem der leitende Bischof der Kirche, Leonid Padun (geb. 1960), Gründer und Hauptpastor einer 5.000-köpfigen Gemeinde in Donetsk, die Bitte der charismatischen, in Uppsala/Schweden beheimateten Organisation „Wort des Lebens“ zurückwiesen hatte, eine Dienstpause einzulegen. Neben der 4.000-köpfigen Moskauer Gemeinde des Norwegers Mats-Ola Ishoel hatte auch die Gemeinde Donetsk als eins der fünf „Bibelzentren“ von Wort des Lebens in Osteuropa und Zentralasien gegolten. Die Wort des Lebens-Bewegung wurde 1983 von dem Schweden Ulf Ekman ins Leben gerufen und arbeitet auf dem Bildungsgebiet eng mit dem in Oklahoma/USA beheimateten “Oral Roberts University” zusammen. Padun ist selbst Absolvent dieser Universität.
Seit der Konflikt im vergangenen Dezember öffentlich geworden ist, behaupten die Mitstreiter Paduns, die Vorhaltungen basierten auf Gerüchten und Verleumdung. Sie werfen Wort des Lebens ausländische Einmischung und „religiösen Kolonialismus“ vor. Die Anhänger von Wort des Lebens berichten hingegen von einem „unzulässig autoritärem Verhalten und Machtmißbrauch“. Schwedische Quellen stellten „einen Stil von Leitung und Administration“ fest, der „christlichen Maßstäben nicht entspricht“. Gleiches gelte für „Finanzen, Lebensführung und persönliches Verhalten“. Die Mitteilung vom 17. Juni macht mit einem Hinweis auf den 1. Timotheusbrief 3, 2-7 vieles deutlich: „Ein Bischof soll aber untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, maßvoll, würdig, . . . .“
Sunday Adelaja, Leiter der einst gigantischen “Botschaft Gottes” in Kiew, und Maxim Maximow, Vorsitzender des führenden, charismatischen Fernseh- und Nachrichtendienstes „CNL“, treten für Padun ein. Doch auch ihre Rufe stehen auf wackligen Füßen. Aufgrund finanzieller Unregelmäßigkeiten entging der Nigerianer Adelaja 2008 nur knapp einem Gefängnisaufenthalt. Vor einigen Tagen am 17. Juni wurden vier Mitarbeiter seiner Kirche wegen Unterschlagung der Gelder von Gemeindegliedern in Höhe von drei Millionen Hrywnia ($370.000 US) im westukrainischen Lemberg (Lwow) verhaftet. Maximow führt seine isolierte Gemeinde und Medienzentrale in Almaty/Kasachstan völlig frei von Unterstützung seitens der sonst im Lande tätigen protestantischen Kirchen des Landes.
Der Fall Padun ist offensichtlich ein Beleg für die Tendenz von Gründungsvätern christlicher Organisationen, die Phase ihres eigenen Willkommenseins im Amt zu überdauern. Doch dieses „Kleben am eigenen Sessel“ ist keineswegs auf Osteuropa beschränkt.
Am 12. August machte der Kiewer Nachrichtendienst “Invictory” bekannt, die „All-Ukrainische Union der Kirchen von Christen evangelischen Glaubens - Pfingstler“ habe das „Geistliche Zentrum Erweckung“ in der Stadt Dnepropetrowsk aus ihrer Organisation ausgeschlossen. Die Stellungnahme der Union wirft der 2002 von Wladimir Muntjan gegründeten und geführten „Erweckung“ vor, von der biblischen Lehre abzuweichen und „geistliche Verführung“ zu betreiben. Sie führt „die Befreiung von Erbflüchen“ und von Dämonen, die in anderen Kirchen präsent sind, als Beispiele einer unbiblischen Praxis an. Das Loslösen von einer „Zölibatskrone“, die vermutlich normale Beziehungen mit dem anderen Geschlecht verhindert, wird als okkultisch gegeißelt. Fingierte Heilungen und eine „hervorragende Betonung des Geldes“ werden ebenfalls als unevangelisch eingestuft. Die von Sunday Adelaja propagierte “Doktrin der Selbstbereicherung” – das Wohlstandsevangelium – soll „die evangelische Bewegung und das Christentum überhaupt in Mißkredit bringen“. Die Stellungnahme der Union schließt mit einer Gleichstellung Muntjans und seines Zentrums mit den „reißenden Wölfen“ aus der Apostelgeschichte 20, 29.
Die „Erweckung“ hat größere evangelistische Kampagnen in Kiew und anderen führenden Städten durchgeführt; bisher haben bis zu 6.000 Schüler an den Kursen ihrer Bibelschule „Berg Mose“ teilgenommen. Die All-Ukrainische Union, die die „Erweckung“ nun verstoßen hat, wird von Bischof Michail Panotschko geleitet und vereinigt 1.490 Ortsgemeinden.
Die größte baptistische Union des Landes verfügt über 2.382 Ortsgemeinden mit rund 125.000 Mitgliedern.
Dr.phil. William Yoder
Smolensk, den 17. August 2013
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