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Der ungewöhnliche Nachwuchs von Iwan Prochanow

Anders und dennoch prominent

 

„Word for You“, ein evangelikaler Nachrichtendienst in Moskau, veröffentlicht z.Zt. eine Reihe von freundlich-unbedrohlichen Interviews mit Alexander Andrejewitsch Prochanow. Prochanow ist ein bekannter, rechts-nationalistischer Journalist und Romancier von ähnlicher Überzeugung wie Eduard Limonow, dem Gründer der Nationalbolschewistischen Partei. Von der Regierung Jelzin unterdrückt, umging Prochanow die Zensur 1993 mit der Schaffung einer neuen, nationalen Wochenzeitung: „Sawtra“. Er ist bis heute deren Chefredakteur. Seine Arbeit hat wiederholt antisemitische Tendenzen aufgewiesen; zu seinen unrühmlichsten Taten zählt die Gastgeberschaft für den US-Nazi David Duke, als er 1999 Rußland besuchte.

 

Prochanow ist Großneffe von Iwan Prochanow (1869-1935), einer führenden Gestalt in den Anfangsjahren der evangeliumschristlichen und baptistischen Bewegungen. Andrei, der Vater Alexanders, war Sohn des Bruders von Iwan. Alexander und Iwan konnten sich niemals anfreunden, denn der Großonkel starb in Berlin drei Jahre vor der Geburt Alexanders in Tbilisi. Ende der 30er Jahre wurde Jaroslaw Iwanowitsch (1902-1965), der einzige Sohn Iwans, wegen seiner familiären Verbindungen verfolgt. Doch Jaroslaw konnte schließlich seine Karriere fortsetzen und wurde ein bekannter Professor für Botanik und Genetik.

 

Im ersten Teil des Interviews, der am 27.5. publiziert worden ist, erläuterte Alexander: „Ich kann nicht behaupten, daß ich baptistisch aufgewachsen wäre, obwohl ich während meiner Kindheit baptistische Psalmen zu hören bekam. Ich kann mich an die Lieder der Oma (Iwans Schwägerin) erinnern. Alexander berichtete, er sei in einem atheistischen Zeitalter aufgewachsen und sei deshalb erst im reifen Alter über die Orthodoxie zum christlichen Glauben gestoßen. „Ich wurde orthodox getauft. Doch das hält mich nicht davon ab, Stolz darüber zu empfinden, daß mein Stammbaum über eine Rebe mit dem Namen Iwan Stepanowitsch Prochanow verfügt.” Alexander glaubt, seinem Großonkel sei die „Russifizierung“ einer ursprünglich stark deutschgeprägten Glaubensrichtung zu verdanken.

 

Dr.phil. William Yoder

Smolensk, den 14. Juni 2013

 

Hauptteil der Meldung Nr. 13-11