Alexei Smirnow zur Wiederwahl vorgeschlagen
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Über baptistische und andere Entwicklungen in Moskau
M o s k a u – Der Unionsrat der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten“ hat beschlossen, beim nächsten Nationalkongreß Alexei Smirnow für eine zweite Amtszeit als Präsident der RUECB
vorzuschlagen. Ein zweiter Kandidat ist nicht vorgesehen. Die Abstimmung erfolgte bei der halbjährlichen Sitzung des Rates in Moskau vom 27.-29. März; der 34. Kongreß der RUECB soll im März 2014
stattfinden. Unter den rund 55 Bischöfen (genannt „Leitende Presbyter“) erhielt Smirnow mehr als 75% der Stimmen. Beim 33. Kongreß im März 2010 hatte Smirnow Juri Sipko als Unionspräsidenten
abgelöst.
Über eine Reform der Unionsstrukturen wird in den entsprechenden Gremien weiter beraten. Insider berichten, die Zahl und Rolle der Vizepräsidenten bedürften einer weiteren Klärung. Bemühungen um eine verbesserte Budgetierung und Buchhaltung sollen erste Ergebnisse zeigen.
Die staatliche Überprüfung von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ist inzwischen auch auf religiöse Organisationen ausgedehnt worden. Deshalb legte Anatoli Ptschelinzew, Leiter des Moskauer "Slavic Legal Centre", den Ratsteilnehmern nahe, ihre Gemeinden durch eine genaue Lektüre der geltenden Gesetze auf unangemeldete Besuche vorzubereiten. Alle relevanten Gesetze sollen auf der Webseite der RUECB veröffentlicht werden. Der Rechtsanwalt betonte, Gemeinden seien gesetzlich nicht verpflichtet, persönliche Angaben über deren Mitglieder an Staatsbehörden weiterzuleiten.
Die RUECB verfügt über keine gutgehende Zeitschrift, die über kirchliche Entwicklungen und das Leben der Gemeinden berichten würde. Angesichts der postalischen und geographischen Bedingungen ist diese Funktion im Wesentlichen auf die Webseite der Union übergegangen. Das einzige Flagschiff der Union, das auf Papier gedruckte „Christliche Wort“, soll sich künftig an eine nichtkirchliche Leserschaft richten.
Zu den wichtigen Gästen bei den März-Sitzungen zählte Alexey Kolomiytsev, Leitender Pastor der russischsprachigen “Word of Grace Bible Church” in Battle Ground/Bundesstaat
Washington. Kolomiytsev ist ein Vertrauter des Kaliforniers John MacArthur – der Theologe, dessen besondere Ausprägung des Calvinismus zu heftigen Pro- und Kontra-Reaktionen auf dem traditionell
arminianischen Boden Rußlands führt. Diese Theologie hat zugleich zu Auseinandersetzungen unter den russischen und ukrainischen Baptisten im Nordwesten der USA geführt. Eine Mistreiterin bei
dieser Bewegung ist die in Illinois beheimatete “Slavic Gospel Association”. In Rußland macht sie sich z.Zt. für den Einbau der These einer sechstägigen, 24-stündigen Weltschöpfung in die
Glaubensbekenntnisse der russischen Baptisten stark.
Ein ganz anderer Gast war Tom Holladay, ein Schwager von Rick Warren, dem Leitenden Pastor der kalifornischen "Saddleback Church". In Rußland hat Saddleback bisher am stärksten mit der überkonfessionellen sowie evangeliumschristlichen und pfingstlerischen „WSECH“-Bewegung („All-Russische Gemeinschaft der Evangeliumschristen“) des Moskauer Geschäftsmannes Alexander Semtschenko kooperiert. Sorgen bestehen, Saddleback könnte versuchen, ein vor allem in Kalifornien entwickeltes Programm in Rußland einzuführen. Eine Moskauer Filiale von Saddleback mit Live-Übertragungen aus Kalifornien oder das Auftreten eines neuen westlichen Pastors auf der Moskauer Bühne würde von den Einheimischen nicht als hilfreich angesehen werden. Die gegenwärtige politische Stimmung in Rußland nötigt die protestantischen Kirchen dazu, die Tatsache, daß sie weder ausländische noch ferngesteuerte „Agenten“ seien, unter Beweis zu stellen. Wohl nicht weniger wichtig ist die Furcht, der schnelle Aufbau einer neuen Mega-Gemeinde ließe sich nur durch Wilderei im Stall der anderen protestantischen Denominationen bewerkstelligen. Eine bekannte charismatische Denomination aus Australien (Hillsong) wurde genau das vorgehalten, als sie vor wenigen Jahren ihre erste Moskauer Gemeinde gründete.
Weitere kirchliche Angelegenheiten
Die Geschäfte des evangeliumschristlichen Unternehmers Alexander Semtschenko haben sich in den vergangenen zwei Jahren sehr negativ entwickelt. Bedaulicherweise mußte kürzlich seine bewährte, langjährige Zeitung „Protestant“ die Erscheinung einstellen. Doch WSECH und der „Protestant“ als Online-Dienst bestehen weiterhin.
Am vergangenen 13. Oktober berichtete dieser Dienst (Yoder), das neueerbaute Moskauer Zentrum des „Russisch-Amerikanischen Instituts“ (einst “Russian-American Christian University”) stehe zum Verkauf an und die Kirche der Mormonen als Käuferin im Gespräch sei. Noch im April 2013 bleibt der Ausgang der Verhandlungen unentschieden. Am 3. April hat der „Konsultativrat der Leiter der protestantischen Kirchen Rußlands“ den nordamerikanischen Eigentümern einen bescheidenen Kaufpreis von $7 Millionen US angeboten. Das Angebot wurde von allen größeren protestantischen Kirchen des Landes – abgesehen von den Lutheranern und der RUECB – unterschrieben. Der Verkäufer verlangt $17 Millionen, doch der Konsultativrat (das höchste protestantische Gremium des Landes) behauptet, dieser Preis beinhalte einen Gewinn von $10 Millionen.
Dieser Dienst hatte auch berichtet, daß Wassili Ryschow, ein emitierter Professor der Psychologie aus Nischni Nowgorod, am 19. Mai 2012 als Rektor der „Christlichen Universität Sankt Petersburg“ (SPbCU) eingeführt worden war. Doch die Bildungskonzepte der beiden Seiten wichen weit voneinander ab und Prof. Ryschow nahm nach nur wenigen Monaten den Hut. Nun sucht die SPbCU nach einem neuen Rektor; Interimsrektor ist Alexander Beljaew.
Am 2. April wurde Thomas Tae Kang, ein presbyterianischer Missionar, ehemaliger südkoreanischer Militärpfarrer und gegenwärtiger Staatsbürger der USA, aus dem Gefängnis der Stadt Tula entlassen. Er war am 28. September festgenommen worden offiziell wegen Zahlung von Bestechungsgeldern an die Polizei in Höhe von 1.000 Rubeln ($33 US). Kang gehört zu den am besten versorgten ausländischen Missionaren Rußlands und verfügt über hochrangige, politische Verbindungen nach Südkorea und in die USA. Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung war er dabei gewesen, ein großes, neuerrichtetes Haus für Jugendliche und andere Gäste im Raum Tula einzuweihen.
Dr.phil. William Yoder
Smolensk, den 11. April 2013
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