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Optimismus bei der Russischen Evangelischen Allianz

Die Evangelische Allianz Rußlands befindet sich im Aufwind

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Die 11. Jahreskonferenz fand in Moskau stat

 

M o s k a u – Bei ihrer Jahreskonferenz am 1. März in der Moskauer Zentrale der Russischen Union der Baptisten (RUECB) beging die interkonfessionelle “Russische Evangelische Allianz” ihr zehnjähriges Jubiläum. Nur 40 Personen sind erschienen, doch dank des Engagements zusätzlicher Mitarbeiter aus baptistischen, evangeliumschristlichen und pfingstlerischen Kreisen hat deren Arbeit im vergangenen Halbjahr einen beachtlichen Aufwind erlebt. Neue Mitarbeiter bestärken den Entschluß, die REA in eine selbstragende, zutiefst russische Größe zu verwandeln. Diese Hoffnung hegt ihre Partnerorganisation, die Deutsche Evangelische Allianz, seit Jahren. Bei der Konferenz verglich Pastor Ulrich Materne, Beauftragter der Deutschen Allianz für Osteuropa, den gegenwärtigen Stand mit einem Kind, das am Anfang der Teenie-Jahre steht und nach verstärkter Selbständigkeit gegenüber den Eltern sucht: „Die kommenden Entwicklungen werden wir mit großer Aufmerksamkeit verfolgen.“

 

Auf der Konferenz wurden die Strukturen der REA erheblich erweitert. Nun verfügt sie zum ersten Mal über einen Generalsekretär (den Evangeliumschristen Sergei Wdowin) und einen Vorstandssekretär (Michail Dubrowski von der Pfingstunion “ROSKhWE”) sowie drei Vizepräsidenten. Neuer Präsident ist der Moskauer Baptist Alexander Feditschkin – er löst den Baptisten Wladimir Rjagusow ab, der gegenwärtig als Theologiedozent in der Stadt Krasnodar arbeitet. Die Methodistin Swetlana Potschtowik bleibt Büromanagerin. Im 12-köpfigen Vorstand sind alle größeren protestantischen Denominationen vertreten – zu ihm zählen auch Lutheraner, Presbyterianer, Methodisten und Adventisten.

 

Diese basisorientierte Vereinigung von Freiwilligen ist längst nicht nur in Moskau aktiv: Weitere Filialen befinden sich in Blagoweschtschensk (Fernost), Kemerowo (Sibirien) und Ischewsk (Ural) sowie in Woronesch, Nischni Nowgorod, Miass, Wjasma, Kaliningrad und Krasnodar (Zentral- und Westrußland). Neben regionalen Versammlungen umfassen ihre Aktivitäten ein jährliches Gebetsheft im Januar sowie die Herausgabe russischsprachiger Kommentare in Zusammenarbeit mit einem orthodoxen Verlag. Eine regionale Aktion in diesem Frühjahr besteht aus einem Reinigungstag auf den Straßen Nischni Nowgorods. Er soll von einer großen Party in einem Park am Nachmittag gefolgt werden.

 

Es wurde bei der Konferenz am 1. März angemerkt, daß Protestanten nur dann von den Mächtigen ernstgenommen werden, wenn sie gemeinsam an die Öffentlichkeit treten. Wladimir Rjagusow gab an, daß am Anfang des 20. Jahrhunderts das russische Reich über sechs Millionen Protestanten verfügte. Heute ist diese Zahl auf rund eine Million zusammengeschrumpft (0,7% der Gesamtbevölkerung).

 

Dubrowski räumte in einem Beitrag ein, daß „die REA gegenwärtig wenig Einfluß auf die öffentlichen Geschehnisse ausübt. Doch gleichzeitig bleibt sie für die Russen eine wichtige Brücke zur globalen, evangelikalen Bewegung.“ Die Leitungsspitze aller größeren evangelischen Denominationen tritt sich regelmäßig in Moskau im Rahmen des „Konsultativrats der Leiter der protestantischen Kirchen Rußlands“. Doch die Bemühungen der Allianz fallen eindeutig schwieriger aus, denn sie nimmt sich vor, Laie für Aktivitäten in den Regionen auf der horizontalen, basisbezogenen Ebene zu gewinnen. Auf der Ebene bleibt die Furcht vor Abwerbung und Glaubensvermischung ein erhebliches Hindernis.

 

Die Anfänge

Die Evangelische Allianz, wohl die älteste interkonfessionelle Organisation überhaupt, wurde 1846 in London gegründet. Schon 1884 wurde eine erste, interkonfessionelle Tagung in Sankt Petersburg durchgeführt – doch am dritten Tage trieb die Polizei die Versammelten auseinander. Der evangeliumschristliche Leiter Iwan Prochanow (1869-1935) machte sich für die Bewegung stark und brachte es 1906 fertig, eine russische Allianz staatlich registrieren zu lassen. Doch erbitterte Auseinandersetzungen über die Tauffrage führten zu ihrer baldigen Auflösung. Man kann mit Berechtigung behaupten, daß im Stalinschen Gulag die Anhänger aller Glaubensrichtungen sehr positive, praktische Erfahrungen hinsichtlich der interkonfessionellen Beziehungen gesammelt haben. Anfang April 2003 fand in Rumjanzewa unweit von Moskau die Gründungskonferenz der heutigen Allianz statt; 150 Protestanten aus 40 Denominationen wohnten dem Ereignis bei.

 

Inzwischen haben sich mehrere Allianzen in Osteuropa und Zentralasien gebildet. Zwei der erfolgreichsten befinden sich in Kirgistan und der Mongolei. Die sehr zahlreichen Denominationen der Ukraine kommen diesbezüglich nur schleppend voran. Eine von mehreren Allianzen möchte am 20. März in Kiew eine nationale Konferenz abhalten.

 

Die Russische Allianz verfügt über Beziehung zur in New York City beheimateten “World Evangelical Alliance”; US-Partner der Russen ist die “National Association of Evangelicals”.

 

Dr.phil. William Yoder

Moskau, den 9. März 2013

 

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