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Moskauer Universität zum Verkauf angeboten

Das Moskauer “Russisch-Amerikanische Institut” steht zum Verkauf an

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Verhandlungen mit einem Käufer kurz vor dem Abschluß

 

M o s k a u – Nach einer leidgeprüften Bauphase, die fast ein Jahrzehnt beanspruchte, steht nun das neue Gebäude des „Russisch-Amerikanischen Instituts“ (RAI) im Nordosten Moskaus vor dem Verkauf. Mit einem Käufer wird verhandelt; Präsident John Bernbaum (Wheaton/USA) sagte am 5. Oktober, der Verhandlungsabschluß würde noch „zwei oder drei Monate“ in Anspruch nehmen. Bei der feierlichen Einweihung des futuristisch anmutenden, vierstöckigen Kunstwerkes aus Glas und Licht in der Uliza Menzhinskogo 40 am 27. Mai 2010 war es als es den prächtigsten und repräsentativsten Bau im gesamten russischen Protestantismus bezeichnet worden.

 

Der anstehende Kauf rief Alexander Semtschenko (Moskau), den wohlhabendsten, protestantischen Geschäftsmann Rußlands und Bischof der kleinen “Union der Kirchen von Evangeliumschristen“ (SZEC) auf den Plan. Am 26. Juli meinte er: „Wir haben Angst, dieser Verkauf laufe auf die Liquidierung des Projekts RAI hinaus.“ Bernbaum hat dem verbliebenen Rumpfstab, der weiterhin in einem Teil des Gebäudes arbeitet, versichert, Vorlesungen würden im Falle eines Verkaufs an einem anderen Ort fortgesetzt werden. Doch Semtschenko, der Anfang der 80er Jahre wegen illegaler Verlegung christlicher Literatur mehrere Jahre im Gefängnis verbrachte, fürchtet, der Gewinn von rund vier Millionen US-Dollar würde nur für eine begrenzte Zeit den Institutsbetrieb aufrechterhalten. Nach seiner Überzeugung würde dann der große Traum von einer geisteswissenschaftlichen, christlichen Hochschule, der 1990 das Licht der Welt erblickte, seinen endgültigen Niedergang erleben. Das RAI öffnete 1995 seine Tore und wanderte als Mieter durch vier verschiedene Moskauer Adressen bis es an seiner gegenwärtigen Adresse ankam.

 

Die verbliebenen Bauschulden werden mit $7,8 Millionen US beziffert. Am 11. Mai bot Semtschenko an, diese Schulden im Falle einer Schenkung des Gebäudes an die SZEC zu übernehmen. Der Unternehmer gibt einen unbestätigten Verkaufspreis von $17 Millionen US an. Doch anhand dieses Verkaufspreises blieben nach Steuern nur $4 Millionen übrig. Da Semtschenko nur 46% des vermuteten Marktpreises anbot, war es natürlich sehr viel profitabler, an eine wohlbestellte Fremdfirma zu verkaufen. Semtschenko hatte vor, mit Darlehen von drei russischen Banken für die Schulden von $7,8 Millionen aufzukommen.

 

Als Teil des Kaufvertrages sollte Semtschenkos SZEC eine Fortsetzung des christlichen Hochschulbetriebs in einem Teil des Gebäudes garantieren. Der Geschäftsmann hätte auch nach eigenem Bekunden den ursprünglichen Namen „Russisch-Amerikanische Christliche Universität“ (nur „Institut auf Russisch) wiederhergestellt. Russische Beobachter reagierten mit Unverständnis als der ursprüngliche Name 2009 abgeschafft wurde.

 

Der anstehende Verkauf hat innerhalb Rußlands für wenig Aufsehen gesorgt. Das mäßige Interesse der russischen Protestanten läßt sich z.T. auf deren fehlendes Interesse an einer geisteswissenschaftlichen, christlichen Ausbildung zurückführen. Ein leitender Protestant fügte noch hinzu: „Wir neigen dazu, RAI als ein freischwebendes, ausländisches Unterfangen irgendwo im Raum zwischen den orthodoxen und protestantischen Welten anzusehen.“ Semtschenko betont, er würde dafür sorgen, daß die Einrichtung eindeutig russisch und protestantisch wird.

 

Alle RAI-Vorstandsmitglieder geben sich zugeknöpft; sie seien nach eigenen Angaben „auf Schweigen eingeschworen“. Doch eine seriöse Quelle außerhalb des Vorstandes behauptet, Käufer sei die 15-Millionen-Mitglieder starke „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“ (Mormonen). Als Präsident Bernbaum mit dieser Information konfrontiert wurde, hat er sie nicht dementiert. Ernst nach dem Verkauf werden die tatsächlichen Fakten auf den Tisch kommen.

 

Dr.phil. William Yoder

Moskau, den 13. Oktober 2012

 

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Zu diesem Thema sehen Sie bitte auch den Aufsatz vom 15. Februar 2020.