Wir bedürfen des ehrlichen Gesprächs
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Der Reiseprediger Juri Sipko macht weiter
M o s k a u -- Am 14. und 15. Oktober 2011 hatte der volkstümliche Juri Sipko, Präsident der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB) von 2002 bis März 2010, auf einer Konferenz einer Großgemeinde der charismatischen Neuen-Generation-Bewegung in der fernöstlichen Stadt Blagoweschtschensk zwei Vorträge abgehalten. Obwohl Pastoren der RUECB hin-und-wieder in charismatischen und Pfingstgemeinden auftreten, lösten gerade diese Auftritte Entsetzen aus. (Wir berichteten darüber am 14. Dezember.) Manche sprachen von einem Fehltritt. In einem Nachgespräch mit dem russischsprachigen, in Dallas/Texas beheimateten „Slavic-Voice“-Pressedient am 19. Dezember, räumte der reuelose Ex-Präsident ein, daß die Reaktionen „durchwachsen“ gewesen seien. Doch viele Reaktionen seien positiv gewesen und „haben mich verstärkt in der Überzeugung, daß wir eines ernsten und ehrlichen geistlichen Gespräches bedürfen.“
Trotz seiner Auftritte in Fernost versicherte Sipko, daß die Verurteilungen, die der baptistische Film „Kharismatija“ von 2005 ausgesprochen hatte, weiterhin gelten. Damit meinte er Erscheinungen wie den „Toronto Segen“, heiliges Gelächter und die Wohlstandstheologie. Dabei betonte er, daß man manche extremistischen Lehren der in Riga beheimateten „Neuen Generation“ nicht auf das einfache Gemeindeglied übertragen dürfe; eine „Verurteilung von Lehre und Praxis“ dürfe nicht in eine Verurteilung von Menschen ausarten.
Auf die Vorhaltung, Sipko habe Charismatiker als „Brüder“ angesprochen, erwiderte er, er würde auch nichtgläubige Zuhörer in Gefängnissen und Konzertsälen als „Brüder und Schwestern“ ansprechen. Das sei eben der ihm eigene Stil. Dabei führte er auch das Beispiel von Petrus an, der in seiner Pfingstpredigt die Leute, die für den Tod des Messias einige Wochen zuvor verantwortlich waren, als „Männer, Brüder“ ansprachen (Apg. 2,29; Apg. 3,15). Dabei bedauerte er: „Es gibt auch manche Baptisten, denen andere Baptisten keine Brüder seien. Ihr wißt, wen ich damit meine. Bei ihnen ist die Ablehnung (von Menschen) ein Beleg eigener Frömmigkeit.“
Dazu führte er weiter aus: „Wir richten Schäden an wenn wir behaupten, den Sündigen zu lieben, jedoch nicht seine Sünde. Wir lieben die Leute eben nicht, die anders denken als wir. Wir hassen jene, die sich nicht so verhalten wie wir. Es ist nicht so, daß wir uns bemühen, sie auf den richtigen Pfad zurückzuführen. Statt dessen erdrücken und zerstören wir sie.“ Im Missionsbefehl Christi heißt es: „Geht hin und lehret alle Völker“. Das hätten wir umgeändert auf „nehmt Eure Plätze ein und verurteilt sie“. In diesem Nachgespräch versicherte Juri Sipko ferner: „Ich will kein Pharisäer sein.“
Dr.phil. William Yoder
Moskau, den 22. Januar 2012
Eine Veröffentlichung der Russischen Evangelischen Allianz. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, eine offizielle Meinung der Allianz-Leitung zu vertreten. Meldung Nr. 12-01, 375 Wörter oder 2.667 Schläge mit Leerzeichen.