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Kirchenbauprogramm in der Ex-UdSSR

Ein Bethaus in 57 Stunden

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In den GUS-Staaten geht es bei der Bibel-Mission zur Sache

 

Reportage

 

M o s k a u -- Der Aussiedler Paul Hagelgans wirkte ein wenig wie der Prophet Amos als er zu Ostern am 4. April in der Baptistengemeinde von Orscha/Belarus zum Gottesdienst in einem nicht vorhandenen Bethaus einlud. Diesen Gottesdienst kündigte er für 18 Uhr am Samstag, den 10. April, im benachbarten Dorf Jakubowo an. Mit dem Bauen wurde früh am Montagmorgen begonnen; 57 Arbeitsstunden später, gegen 11,45 am 10. April, stand das neue Haus für den Eröffnungsgottesdienst bereit. Beteiligt am Bau waren vor allem 14 Männer aus der Großfamilie Hagelgans in Deutschland. Doch professionelle Bauarbeiter waren sie alle keineswegs. „Meistens rechnen wir mit zwei Wochen für den Rohbau,“ erläuterte Katharina, die Ehefrau von Paul Hagelgans, dem Projektleiter der „Bibel-Mission“ an ihrem Sitz in Niedernberg bei Aschaffenburg. „Doch wegen terminlicher Schwierigkeiten mußte es in diesem Falle besonders schnell gehen.“ Wenn alles vorhanden ist, sind im Durchschnitt drei bis vier Wochen erforderlich, um einen Bau gänzlich fertigzustellen.

 

Nach dem Modell der Bibel-Mission wird in vier Etappen gebaut – diese Etappe, die Errichtung des Rohbaus mit Dach, war die zweite. Auch in Jakubowo war erwartet worden, daß die gastgebende Gemeinde sehr viel Vorarbeit leistet: Sie mußte das Grundstück, alle juristischen Formalitäten und das Fundament vorbereiten. Die dritte Etappe bezieht sich auf die Innenrichtung: Türen, Fenster, Sanitäreinrichtungen, Strom und Heizung. Die letzte Etappe befaßt sich mit der Außeneinrichtung und dem Gelände. Gebaut wird ohne vorgefertigte Bauteile oder schwere Bautechnik; alle Baumaterialen sollen im Lande selbst erworben werden.

 

Die Baupläne wurden von der Bibel-Mission selbst erarbeitet, der Architekt gehört zum Freundeskreis der Mission. Hagelgans versicherte, die Pläne stünden „selbstverständlich“ auch anderen bauwilligen Gruppen zur Verfügung. Der Bau mit einem Innenausmaß von 6 x 12 m bietet bis zu 100 Menschen Platz im Hauptsaal. Etwa ein Viertel des Gebäudes besteht aus Heizungsraum und Toiletten sowie einem Zimmer über den Toiletten.

 

Zum Konzept meinte der Projektleiter aus Deutschland: „Wenn eine Gemeinde einen Mitgliederstand von 100 erreicht hat, ist sie imstande, selbst etwas zu bauen. Also zielt dieser Bau auf Gemeinden, die aus 30 bis 50 Personen bestehen. Eine solche Gemeinde ist zu groß, um sich in einem Privathaus zu versammeln, aber zu klein, um einen eigenen Bau zu finanzieren.“ In Jakubowo sind das rund 30 Menschen. Die großen Betonsteine, die für die Außenwände verwendet werden, lassen sich mühelos zerschneiden in dem Falle, daß der Bau erweitert werden soll.

 

Nach den Zielvorgaben sollen Rohbau und Innenausbau $27.000 kosten. „Wir bezahlen grundsätzlich nicht für die Arbeitszeit,“ versicherte Hagelgans. „Auch für die letzten Außenarbeiten muß die Gemeinde selbst oder andere Helfer aufkommen.“ In Jakubowo wird ein weiteres, deutsches Team im Juni den Innenausbau (Etappe drei) vornehmen. Meistens stellt die Bibel-Mission für den Bau eines Hauses $27.000 zur Verfügung. Ein starker, finanzieller Partner dabei sind die in Virginia/USA beheimateten „International Cooperating Ministries“ (ICM), die sich auf den Kirchenbau weltweit spezialisiert haben. ICM deckt ca. 60% der Baukosten. Lydia Wiebe von der Bibel-Mission schrieb: „Je nach Land und Situation sind die Kosten unterschiedlich, und es gibt keinen einheitlichen Preis für ein ganzes Haus. Sollte jemand noch Fragen zu den Baukosten haben, antworten wir gerne darauf.“

 

In den letzten zwei Jahren hat die Bibel-Mission nach diesem Muster neun Bethäuser gebaut, u.a. in  Sibirien, Moldawien und Zentralasien. Im Jahre 2010 will sie 15 Gotteshäuser bauen, 10 von ihnen genau nach dem Modell von Jakubowo. Sie baut nur Bethäuser, und diese müssen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion stehen.

 

Hagelgans betonte, daß seine Bibel-Mission nicht für jedes Bauvorhaben zu gewinnen sei. „Es muß eine Gemeinde mit einer sauberen biblischen Lehre sein,“ versicherte er. „Sie muß sich um die Verkündigung bemühen und nicht nur sich selber helfen. Die Gemeinde muß Frieden verbreiten. Wir helfen Gemeinden nicht, die mit anderen in Feindschaft leben.“

 

Nach dem letzten Schliff am Bau soll die Ortsgemeinde im Laufe von drei Jahren, jedes halbe Jahr über die Entwicklung der Arbeit Bericht erstatten. „Wir legen Wert auf die Verkündigung und auf Hauskreise. Unser Ziel ist es, nicht nur ein Gemeindehaus zu bauen, sondern auch an der Verbreitung des Evangeliums beteiligt zu sein. Wir arbeiten auch eng mit den Unionen der Baptistengemeinden zusammen.“

 

Nicht von ungefähr hat sich die Bibel-Mission für einen schlichten, standardisierten Kapellen­bau entschieden. Sie hilft seit rund 15 Jahren bei Bauten mit und hat schon erlebt, daß manche Gemeinden oder Organisationen viel Geld in den Sand setzten. Hagelgans erzählt: „Früher halfen wir bei vielen Bauten. Aber wir haben erlebt, wie viele Projekte stehen geblieben sind – manchmal nachdem $250.000 oder mehr investiert worden sind. Wir würden deshalb lieber an vielen kleinen Bauten beteiligt sein, als an einem einzigen großen Projekt. Wenn die Leute etwas Schöneres wollen – bitte schön. Aber dann ohne uns. Wir versuchen denen zu helfen, die sich auf unsere Bedingungen einlassen.“

 

Allein das schnelle Bauen bringt erhebliche finanzielle Vorteile mit sich. Wenn die Fertigstellung eines Hauses zwei oder drei Jahre erfordert, muß man mit einer Kostenexplosion – u.a. durch Inflation – rechnen..

 

Die 1984 durch Aussiedler geschaffene Bibel-Mission hat 22 Mitarbeiter in der deutschen Zentrale sowie weitere 89 vollzeitige Mitarbeiter, die sich auf sechs Außenstellen verteilen. Diese Außenstellen reichen von Almaty und Omsk im Osten bis Moldawien (Kischinau) und Minsk im Westen. Auch Kiew und Moskau gehören dazu. Im Jahre 1999 wurde eine US-Filiale eröffnet: Die in Wichita/Kansas beheimatete „Bible Mission International“ verfügt heute über zwei Mitarbeiter. Weitere Informationen unter: „www.bibel-mission.de“. Telefon in Deutschland: +49 6028 / 80 70-0.

 

Dr.phil. William Yoder

Moskau, den 22. April 2010
Pressedienst der Russischen Evangelischen Allianz

 

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