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Orthodox-Baptistische Zusammenarbeit verstärkt die Sicherheit

Eine Denkweise, die den Nationalisten diametral entgegensteht

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Vertreter der Orthodoxen, Baptisten und der Regierung treffen sich in Woronesch

 

M o s k a u – Begegnungen einer Delegation von Baptisten mit Regierungsvertretern und Vertretern der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) in Woronesch am 4. Juni wiesen einmal wieder auf die Einzigartigkeit der zwischenkirchlichen Beziehungen in dieser westrussischen Stadt hin. Pastor Witali Wlasenko, Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehungen bei der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten“ (RUECB) in Moskau, berichtete anschließend: „Unsere Gespräche waren herzhaft und freundlich. In Woronesch haben wir stets über gute Beziehungen zu den Orthodoxen verfügt. Dort haben sich unsere beiden Kirchen niemals bekämpft.“ Er fügte hinzu, daß Sergii (Familienname Fomin), der gutherzige Metropolit von Woronesch und Borisoglebski, die von Finnen organisierte Medienkampagne „Macht der Veränderung“ unterstützt hatte, als sie von April bis Mai 2006 in Woronesch stattfand. Dieses evangelistische Programm, das seit 2003 in 20 russischen Städten durchgeführt worden ist, muß sich gegenwärtig mit erheblichem Widerstand seitens der ROK in Saratow (Wolga) auseinandersetzen.

 

Der Metropolit, der ebenfalls die ROK-Abteilung für Diakonie anführt, spielte eine entscheidende Rolle bei der Gründung einer Antidrogenkampagne in Woronesch im November 2005 – ein Projekt, das von Baptisten mitgetragen wird. Noch wichtiger ist die Tatsache, daß Sergii am 8. Dezember 2005 in Woronesch zur Gründung eines der seltenen „Interreligiösen Räte“ beitrug. Dieser Rat umfaßt sechs Glaubensgemein­schaften einschließlich der Juden und Muslime. Anläßlich dessen Gründung meinte der Metropolit: „Unser Rat ist nicht nur interreligiös – er hat auch Kommunalpolitiker mit dabei. Ich meine, es werde sich um ein erfolgreiches Experiment handeln.“ Der Rat wird von einem Politiker angeführt, doch seine beiden Stellvertreter sind der orthodoxe Priester Andrei (Tarisow) und Oleg Alekseew, Leitender Pastor der größten Baptistengemeinde in Woronesch.

 

Russische Nationalisten vertreten die Auffassung, die Glaubensvielfalt schwäche die Nation, da sie deren Einheit zerstöre. Doch die Denkweise des Woronescher Rates steht ihnen diametral entgegen. Ein Bericht über den Rat in einer Lokalausgabe der “Komsomolskaja Prawda” vom 22.4.2008 trägt die Überschrift: „Interkonfessionale Kooperation – Ein Fundament der nationalen Sicherheit Rußlands“. Ein in demselben Jahr vom Rat publizierten Aufsatz hat den Titel: „Der zwischenkonfessionelle Friede im Lande – ein wesentlicher Faktor bei der Stabilisierung der Gesellschaft.“ Ein Untertitel des Beitrages in der „“Komsomolskaja Prawda” lautet: „Alle sind verschieden – Alle sind gleichwertig.“

 

Wlasenko berichtete, Pastor Alekseew genieße hohes Ansehen in orthodoxen Kreisen und habe bereits – und werde – mehrere Staatsorden entgegennehmen. „Alekseew hat ein einzigartiges Verhältnis mit den Orthodoxen. Er hütet sich, sie zu kritisieren und hat mit ihnen hervorragende Beziehungen.“

 

Der Rat unterscheidet dennoch zwischen “traditionellen” und „nicht-traditionellen“ Glaubensrichtungen und stellt den evangelistischen Bemühungen von Protestanten keinen Blankoscheck aus. Ein Bericht gibt z.B. an: „Die Vertreter einer Glaubensrichtung aus Übersee betrieben Mission unter dem Deckmantel des Englischunterrichts in einem örtlichen Kindergarten. . . . Staatliche Behörden sollten eine aktive Rolle spielen bei der Klärung derartiger Vorfälle.“

 

Nichtsdestotrotz nimmt die Zahl der Baptisten zu. Nach einer Begegnung von Woloschin und Wlasenko mit Baptistenpastoren am 5. Juni  berichteten sie von 24 Gemeinden in der Region Woronesch. „Siebenundsiebzig Prozent unserer Pastoren sind tätig in neugegründeten Gemeinden,“ erzählte Wlasenko. „Vor 20 Jahren waren es nur zwei oder drei Gemeinden. Die ROK hat zwar 400 Gemeinden im Gebiet, doch nicht alle sind gegenwärtig aktiv.“

 

Zusätzliche Nachrichten

 

1. Am 25. Mai wurden RUECB-Präsident Juri Sipko, Witali Wlasenko und die Repräsentanten anderer protestantischer Kirchen eingeladen, einem Empfang von dem ROK-Patriarchen Kirill anläßlich des „Gedenktages von Kyrill und Method“ beizuwohnen. Es handelte sich um deren erste Begegnung mit Kirill seit seiner Inthronisierung am 1. Februar. Wlasenko zitiert den Patriarchen wie folgt: „’Brüder, ich freue mich sehr, Sie zu treffen. Ich freue mich, daß Sie gekommen sind!’ Er versicherte uns, daß alle zwischenkirchlichen Projekte einschließlich des orthodox-protestantisch-katholischen „Christlichen Interkonfessionellen Beratungskomitees“ (Christian Inter-Confessional Advisory Committee – CIAC) fortgesetzt werden sollen. Der Patriarch hat nichts eingestellt.“

 

2. Russische Baptisten hegen die Hoffnung, bald mit dem Bau einer Kirche in der kriegszerstörten Stadt von Zchinwali/Südossetien beginnen zu können. Witali Wlasenko berichtet, seine Abteilung habe jedoch Bedenken hinsichtlich eines baldigen Baubeginns. „Wir müssen uns zuerst mit dem Baptisten in Georgien verständigen. Sie fühlen sich auch für dieses Gebiet zuständig und von daher müssen wir sehr sensibel und rücksichtsvoll vorgehen.“ Georgien sieht das abgespaltene Gebiet Südossetien als einen Teil des eigenen Landes an.

 

3. Ungefähr 55 Ukrainer, 45 Russen und 10 Weißrussen haben vor, an den Jubiläumsfeierlichkeiten “Amsterdam 400” vom  24. bis 26. Juli teilzunehmen. Zu den zu erwartenden Gästen zählen der russische Chor „Logos“ und die russisch-ukrainische Musikgruppe „Zhiwaja Kaplja“ (Lebendiger Tropfen). (Für weitere Gäste aus Ost und West ist in Amsterdam noch Platz.) Er kleineres Jubiläumsfest mit 250 Teilnehmern ist für Kiew vom 27. bis 29. August vorgesehen.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 11. Juni 2009

 

Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, eine einheitliche, offizielle Position der RUECB-Leitung zu vertreten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 09-18, 734 Wörter oder 5.547 Anschläge mit Leerzeichen.