Zusammenarbeit zwischen den Orthodoxen und Baptisten Rußlands setzt sich fort
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Erstmalige Begegnung mit dem neuen Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats
M o s k a u – Die von höchsten Stellen getragene, langfristig bestehende Kooperation zwischen dem Moskauer Patriarchat der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) und der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB), die durch die Bemühungen von Kirill, den neuen „Patriarchen von Moskau und dem gesamten Rus“, verstärkt worden war, wird weiter bestehen. Das war die Schlußfolgerung von Witali Wlasenko, dem Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehungen bei der RUECB, nach einem erstmaligen Treffen mit Ilarion Alfejew in Moskau am 15. Mai. Der 42-jährige Ilarion (auch als Hilarion bekannt), der Erzbischof von Wolokolamsk 130 km westlich von Moskau, hat Anfang 2009 Kirill als Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats abgelöst.
Pastor Wlasenko beschreibt sein neues Gegenüber als “einen sehr weisen und frommen Mann. Ich bin von seiner Wertschätzung der Bibel beeindruckt. Er ist hochgebildet und ist entsprechend über die Geschichte der Baptisten informiert. Ich habe mich über das Gespräch mit ihm sehr gefreut und hoffe auf eine wunderbare Arbeitsbeziehung in Zukunft.“ Ilarion, der bereits über mehrjährige Erfahrungen in der internationalen Ökumene und im Bereich der orthodox-katholischen Beziehungen verfügt, diente als Bischof von Wien und Österreich von 2003 bis 2009. Ilarion drückte auch sein Interesse an einer Fortsetzung der Arbeit des „Christlichen Interkonfessionellen Beratungskomitees“ (Christian Inter-Confessional Advisory Committee – CIAC) aus. Nach fast siebenjähriger Pause tagte dieses aus Orthodoxen, Katholiken und Protestanten bestehende Komitee am vergangenen 2. Oktober. Pastor Wlasenko vertritt die Protestanten im dreiköpfigen Führungsteam. Ein überzeugter Verfechter bilateraler Beziehungen, sprach sich der Erzbischof auch für eine Fortsetzung der theologischen Konsultationen zwischen ROK und RUECB aus. Er vertritt ferner die Auffassung, die Ernennung eines vehement nationalistischen Priesters, Alexander Dworkin, zum Vorsitzenden der „Kommission für die Anwendung staatlicher Expertise über die Religionswissenschaft“ beim Justizministerium keinen Schatten auf die offiziellen Beziehungen zwischen Orthodoxen und Baptisten zu werfen brauche.
Der in Moskau geborene Ilarion, der erst im März zum Erzbischof erhoben worden ist, hat dem westlichen Protestantismus vorgeworfen, er betreibe wegen seines Verzichts auf die apostolische Sukzession und des Mangels an dogmatischen Lehrmeinungen, ein seichtes „Christianity light“. Doch er und Wlasenko erkennen in der Übereinstimmung von Orthodoxen und Baptisten in ethischen Fragen bezüglich Ehe und der Familie eine starke Basis für die Zusammenarbeit.
Der Erzbischof verfügt über breite wissenschaftliche Interessen und hat bereits 30 Bücher sowie mehr als 500 Aufsätze veröffentlicht. Einige davon sind ebenfalls auf Deutsch erschienen. Er betätigt sich sogar als Komponisten – sein „Weihnachtsoratorium“ wurde in Wien im vergangenen Dezember uraufgeführt.
Baptisten besuchen das russische Außenministerium
Am Tage zuvor, am 14. Mai, wurde Witali Wlasenko von Oleg Wasnetsow, einem Vizepräsidenten des Außenministeriums, der für die Beziehungen mit Bürgerorganisationen innerhalb Rußlands zuständig ist, empfangen. Ein Gesprächspunkt dabei war die Tatsache, daß es Kirchenvertretern aus westlichen Staaten nicht mehr möglich ist, kurzfristig ein offizielles Visum für Rußland zu ergattern. Noch vor einem Jahr konnten russische Protestanten, oftmals innerhalb von 24 Stunden, von ihrem Außenministerium die Einladung erhalten, die für das Ausstellen offizieller Besuchsvisa erforderlich ist.. Heute kann die Prozedur einen ganzen Monat beanspruchen. Wasnetsow versprach, der Frage nachzugehen. Wlasenko meinte, daß eine Unterredung mit Außenminister Sergei Lawrow auf jeden Fall zu empfehlen sei.
Nach dieser Begegnung berichtete Wlasenko: „Es war ein gutes Gespräch und die Leute waren sehr offen. Doch über die Protestanten wußten sie wenig und sie schienen überrascht von der Tatsache, daß ihr Land etwa eine Million protestantischer Bürger hat. Das zeigte mir einmal wieder wie wichtig es sei, daß wir Kontakte mit den politischen Vertretern unseres Landes suchen und pflegen.“
RUECB besucht EBM in der Schweiz
In diesem Jahr war die Russische Union der Evangeliumschristen-Baptisten erstmalig vertreten bei der Jahreskonferenz der Europäischen Baptistischen Mission (EBM). Diese fand vom 7. bis 9. Mai in Bülach bei Zürich statt. Nach dem Besuch berichtete Pastor Witali Wlasenko, der Delegierte der RUECB: „Es war ein wunderbarer Besuch. Es war sehr interessant, sich die Berichte aus Afrika, Südamerika und Indien anzuhören. Doch nun muß ich mich mit meinen Kollegen in Rußland beraten – die russischen Baptisten sind z.B. bereits in Indien aktiv. Außenmissionen aus Nordamerika möchten ebenfalls mit uns kooperieren und wir müssen entscheiden, wie wir am besten die Arbeit des Reiches Christi fördern sowohl in unseren Gemeinden wie im Ausland.“ Dies setze intensive Beratungen mit Ruwim Woloschin (Moskau), dem Direktor der RUECB für Heimat- und Auslandsmission, voraus. Wlasenko fügte hinzu: „Ich meine nicht, daß eine Entscheidung noch vor Einführung unseres neuen Präsidenten im März 2010 getroffen werden kann.“ Der neue Unionspräsident wird Wiktor Rjagusow, Hauptpresbyter (Bischof) des Gebietes Samara, sein.
Im Jahre 1979 schloß sich die MASA (Missionarische Aktivitäten in Südamerika) der 1954 gegründeten EBM an. Die Mission arbeitet eng mit der Prager „Europäischen Baptistischen Föderation“ zusammen und hat ihren Sitz auf dem baptistischen Campus in Elstal bei Berlin. Der Generalsekretär ist Pastor Christoph Haus (Elstal). Zu den 18 Mitgliedern der EBM gehören inzwischen die Unionen von Ungarn, Tschechien, Kroatien und dem westlichen Teil Kubas. Die EBM verfügt über die Adresse: „ebm-masa.de“.
Dr. William Yoder
Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB
Odessa/Moskau, den 23. Mai 2009
Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 09-16, 796 Wörter oder 5.805 Anschläge mit Leerzeichen.
Anmerkung von Okltober 2020: Pläne können sich ändern und Wiktor Rjagusow wurde NICHT Nachfolger von Juri Sipko als Präsident der Baptistenunion. Das wurde Alexei Smirnow.