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Ostlern ist es schwer, den Westen zu besuchen

Eine erneute Zweiteilung Europas?

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Ein Plädoyer für Kirchenkongresse auf ukrainischem Boden

 

Ein Kommentar

 

M o s k a u – Europäische Baptisten wollen beisammen sein. Ein Beleg dafür ist die Tatsache, daß der russische „Logos“-Chor 40 Sänger zum Festkongreß anläßlich des 400-jährigen Jubiläums des europäischen Baptismus nach Amsterdam entsenden möchte. Doch eine gewisse Parallelisierung tritt jedoch zutage. Nach dem Weltjugendtreffen des Baptistischen Weltbundes in Leipzig Anfang August 2008 gab es ein zweites, russischsprachiges Jugendtreffen in Odessa/Ukraine Ende desselben Monats. Zum Ereignis in Leipzig trafen 6.300 Jugendliche aus aller Welt ein; in Odessa waren es immerhin 3.500. Vom 24. bis 26. Juli 2009 ereignet sich „Amsterdam 400“. Ein osteuropäischer Kongreß aus gleichem Anlaß findet vom 27.-29. August in Kiew statt.

 

Es wäre ungerecht, den russischen und ukrainischen Baptisten deswegen Vorwürfe zu machen. Hohe Preise und eine äußerst restriktive Visavergabepraxis der Staaten des Schengener Abkommens machen gesamteuropäische Treffen auf westlichem Terrain fast unmöglich. Für Gäste aus Osteuropa hält das Amsterdamer Vorbereitungskomitee die Arme offen, doch die Zahl der tatsächlichen Gäste wird nicht von ihm bestimmt werden. Freunde in den USA behaupten, in Nordamerika sei ein kirchlicher Weltkongreß nicht mehr denkbar. (Der Mennonitische Weltkongreß 2009 findet in Paraguay statt.)

 

Wichtig bei der Frage von Parallelveranstaltungen ist immer noch die Frage der Sprache: Russisch fungiert weiterhin als die „lingua franca“ Osteuropas, im Westen ist es natürlich das Englische. Die Frage der unterschiedlichen, gottesdienstlichen Stile in Ost und West rangiert dabei m.E. an dritter oder vierter Steller.

 

Mitte März 2009 wurde ohne Angabe von Gründen eine für Ende April vorbereitete Deutschlandtour der ukrainischen Musikgruppe „Zhiwaja Kaplja“ (Lebendiger Tropfen) durch die deutsche Botschaft in Kiew verhindert. Die Elstaler Mitarbeiter des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden hatten runde Arbeit geleistet; alle denkbaren Dokumente lagen vor; sogar eine genaue Beschreibung der Veranstaltungsorte- und termine. Bei der Kiewer Botschaft hieß es, eine Antwort auf den sofort eingeleiteten Einspruch gegen die Ablehnung werde sechs bis acht Wochen beanspruchen – telefonische Rückfragen nahezu unmöglich. Bisher ist es dieser völlig unbescholtenen Musikgruppe nur gelungen, westwärts bis Estland vorzudringen.

 

Bereits im Mai 2007 konnten baptistische Radfahrer mit ukrainischem Paß bei der großen Fahrradexpedition von Varel/Deutschland bis Wladiwostok erst ab Grenze bei Brest in Weißrußland dabei sein. Das Gleiche galt schon damals für die Gruppe „Zhiwaja Kaplja“, die auch an der Fahrt beteiligt war.

 

Offensichtlich ist es noch keinem Vertreter der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB) gelungen, ein halb- oder ganzjähriges Dauervisum für ein Schengenland zu bekommen. Deshalb ist jede Ausreise weiterhin mit einem erheblichen, bürokratischen Aufwand verbunden. Was allerdings in den USA kaum ein Problem sei, da häufig Besuchsvisa mit einer Gültigkeit von einem Jahr an Kirchenvertreter ausgestellt werden.

 

Eigentlich wäre es sinnvoll, alle gesamteuropäischen Kirchenkongresse – und christlichen Popkonzerte! - in die Ukraine zu verlegen. Dort sind die Preise anständig und die Einreise visafrei für die Bürger praktisch aller europäischen und nordamerikanischen Staaten. Nicht die christlichen Musikbands aus Osteuropa sollten auf Westournee gehen - die Fans mit westlichem Reisepaß sollten lieber zu ihnen kommen. Was wäre sonst zu tun? Wegen der neuntägigen Konzerttour im April wird ein Protestschreiben deutscher Baptisten an das deutsche Außenministerium überlegt.

 

Aller Unkenrufe zum Trotz – touristische Visa für Rußland für bis zu 30 Tage werden weiterhin großzügig vergeben. Gegenwärtig kann man sogar ohne Visum von einer Ostsee-Fähre aus für mehrere Tage nach Rußland einreisen. Allerdings sieht es bei der Einreise humanitärer Güter viel schwieriger aus. Im Juni letzten Jahres z.B. schenkte die Baptistengemeinde Krefeld ihrer Partnergemeinde in Uljanowsk/Wolga einen Minibus mit Hebebühne für den Transport von Gehbehinderten. Nun, nach halbjähriger Wartezeit auf Halde in Rußland, steht der 1992 zugelassene Bus mit 112.000 km auf dem Tacho wieder zuhause in Deutschland. Die Zollbehörde hatte 9.000 Euro verlangt, doch der Bus hat einen jetzigen Marktwert von nicht mehr als 7.000 Euro.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 23. März 2009

 

Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, eine einheitliche, offizielle Position der RUECB-Leitung zu vertreten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 09-10, 598 Wörter oder 4.348 Anschläge mit Leerzeichen.