· 

Streit um Kirchenbesitz in Lipezk

Christen bemächtigen sich nicht des Eigentums anderer Christen

--------------------------------------------------------------------------------------------------

Klärung der Auseinandersetzung zwischen Baptisten und Orthodoxen in Lipezk in Aussicht

 

M o s k a u -- “Christen sollten ihre Differenzen nicht vor Gericht austragen.” Mit einem Bezug auf Matthäus 7,1 fügte Nikon, der orthodoxe Bischof von Lipezk und Jelez, hinzu: „Richtet nicht, daß Ihr nicht gerichtet werden.“ Anlaß der Äußerungen war der erste offizielle Besuch einer Delegation der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB) beim Bischof in Lipezk am 9. Februar. Zur Klärung besteht die Frage, ob die seit 1989 von Baptisten genutzte und restaurierte „Trinitätskirche“ ohne Entschädigung an ihre ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben werden müsse.

 

Delegationsleiter Witali Wlasenko (Moskau), Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehun­gen bei der RUECB, sagte danach im Gespräch: „Ich kann nicht bestätigen, daß der Gerichtsprozeß ad acta gelegt worden sei. Aber wir hegen die innige Hoffnung, daß alle laufenden Maßnahmen eingestellt und der Fall außerhalb des Gerichts gelöst werde.“ Pastor Wlasenko erklärte ferner: „Der Bischof war sehr zuvorkommend und herzlich. Ich berief mich auf die christliche Solidarität und er stimmte der Auffassung zu, daß es einen sehr negativen Eindruck hinterlasse, wenn sich Christen des Eigentums anderer Christen bemächtigen. Wir müssen unsere langfristigen Beziehungen bedenken und berücksichtigen, wie Ungläubige unsere Meinungsunterschiede beurteilen. Ich versicherte Nikon, die Welt würde glauben wenn sie unsere Liebe füreinander bemerkte. Unsere geistlichen Anliegen kommen vor allen materiellen Überlegungen. Der Bischof reagierte positiv darauf und versicherte, er würde sich alle Mühe geben, um den Baptisten einen geeigneten gottesdienstlichen Raum zu finden.“

 

Die Gebietshauptstadt Lipezk, die sich 373 km südöstlich von Moskau befindet, gilt seit Jahren als einen Brennpunkt der Spannungen zwischen Orthodoxen und Baptisten. Bereits 1993 hatte die Stadt ihre eigene Entscheidung zurückgenommen und verfügt, daß die Baptisten die Kirche gegen eine angemessene Entschädigung abzugeben hätten. (Die Höhe der baptistischen Investitionen wurde mit 22 Mill. Rubeln angegeben - $53.000 US im Dezember 1992.) Die Haltung der Baptistengemeinde mit ihren 100 Mitgliedern besagte, daß sie gegen eine monetäre Entschädigung oder die Überlassung eines Gebäudes von ähnlichem Wert und ähnlicher Größe die Kirche räumen würde. Im April 2008 verfügte das Gericht, die Baptisten hätten die Kirche entschädigungslos abzugeben und nahmen der Gemeinde sogar ihre rechtliche Zulassung. (Siehe unsere Pressemeldung vom 11.11.2008). Nun sind die Baptisten zum ersten Mal voller Hoffnung, die staatliche Zulassung werde wiederhergestellt und ein neuer, passender Versammlungsort gefunden. (Die Gemeinde trifft sich nach wie vor in der („Trinitätskirche“.)

 

Weitere Mitglieder der RUECB-Delegation am 9. Februar waren Walentin Wasilizhenko (Moskau), Sekretär des baptistischen „Öffentlichen Rats“ (Obschestweni Sowjet), und Sergei Khokhlow, Pastor einer Baptistengemeinde in Brjansk.

 

Die RUECB, die größte einheitliche, protestantische Kirche Rußlands, vertritt heute rund 80.000 erwachsene Mitglieder in 1.750 Ortsgemeinden und Gruppen.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 13. Februar 2009

 

Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 09-03, 412 Wörter oder 3.083 Anschläge mit Leerzeichen.