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Ukrainier und Russen sind noch befreundet

Unsere seit Urzeiten bestehende Freundschaft lebt weiter

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Ein russischer Baptist besucht die Westukraine

 

M o s k a u --  "Unsere seit Urzeiten bestehende Freundschaft lebt weiter – auch wenn unsere politischen Führungen gegeneinander Aversionen empfinden.“ Das war das Fazit von Pastor Witali Wlasenko (Moskau), Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB) nach einem Privatbesuch der Westukraine vom 2. bis 11. Januar. Nach Predigten in einer großen Gemeinde der Siebenten-Tag-Pfingstler in Poljana und einer Baptistengemeinde in Mukatschewo in unmittelbarer Nähe der Grenze zur Slowakei und Ungarn, berichtete Wlasenko: „Meine russischen Freunde hatten mich davor gewarnt, den Westen der Ukraine zu besuchen. Doch beide Gemeinden haben uns mit offenen Armen empfangen. Vielleicht geht es nationalistischer zu in einer Gegend wie Lwow, doch in dieser Gegend wurden wir überall mit großer Herzlichkeit empfangen. Dort predigte ich, daß politische Differenzen uns Gläubige nicht aufspalten können, und diese Botschaft wurde mit großer Zustimmung aufgenommen. Unsere politischen Einschätzungen mögen sich unterscheiden, aber sie dürfen auf keinen Fall die gegenseitige Liebe und Achtung, die wir füreinander empfinden, zerstören.“

 

Ein Streitpunkt zwischen Russen und Ukrainern ist die „Golodomor“ ("Holodomor" auf Ukrainisch). Der Begriff birgt in sich die These, die sowjetische Regierung Stalins habe 1932-33 Lebensmittel eingezogen in der Absicht, große Teile der ukrainischen Bevölkerung verhungern zu lassen. Zustimmung hierzu fällt den Russen schwer, denn dieser von Menschenhand gemachten Hungersnot seien auch Millionen von Russen zum Opfer gefallen. Wlasenko merkte an: „Ich kann auf keinen Fall beweisen, daß die sowjetische Regierung nicht darauf aus war, den Ukrainern besonderen Schaden zuzufügen.“

 

Wlasenko berichtete davon, daß der erst kürzlich beigelegte Gasstreit zwischen Rußland und der Ukraine bei den Westukrainern auf Unverständnis stoße. „Die Gemeindeleute mit denen ich mich unterhielt fühlten sich in keiner Weise schuldig. Sie haben stets jeden Cent des von ihnen verbrauchten Gases bezahlt und jeder, der irgendwie mit der Bezahlung in Verzug geraten war, mußte damit rechnen, daß sein Gashahn innerhalb weniger Tage zugedreht wurde. Unsere Regierungen müssen es lernen, Lösungen zu finden, ehe die Probleme eskalieren und in verfahrene Situationen ausarten.“

 

In der Ernüchterung, die seit der Orange-Revolution von 2004-2005 eingetreten ist, sieht der baptistische Direktor für Außenbeziehungen einen Beleg mehr dafür, daß Christen ihr Vertrauen nicht auf Menschen setzen dürfen. „Die Bibel stimmt – wir können letztlich nur Gott vertrauen.“ Das gilt insbesondere auch für Sunday Adelaja, den umstrittenen, aus Nigeria stammenden Pastor der 20.000-Mitglieder-starken „Botschaft Gottes“-Gemeinde in Kiew. Ihm wird vorgehalten, für den Konkurs der "King's Capital"-Investmentfirma mitverantwortlich zu sein. In einem Brief vom 29. Dezember haben sich die Leiter charismatischer und pfingstlicher Kirchen der Ukraine offiziell von ihm distanziert. Dabei warfen sie ihm u.a. die Liebe zum Geld vor. Witali Wlasenko fügte hinzu: „Sunday Adelaja hat materiellen Gewinn mit dem christlichen Glauben vermengt. Mir tut es sehr weh, wenn derartige Entwicklungen den guten Ruf der christlichen Kirchen in Mitleidenschaft ziehen. Ich hoffe sehr, daß die Männer und Frauen in dieser Gemeinde in ihrer Hingabe an Jesus Christus nicht nachlassen. Ich bete, Sunday möge Buße tun und, daß sich bald die Lage in seiner Gemeinde normalisieren möchte.“

 

Die beiden baptistischen Unionen der Ukraine, die der Europäischen Baptistischen Föderation angehören, verfügen über eine gesamte Mitgliedschaft von 145.000; die RUECB kommt auf fast 80.000 Mitglieder. Die Ukraine gehört zu den wenigen Ländern, die Russen sowie Bürger der meisten westlichen Staaten besuchen können, ohne ein Visum beantragen zu müssen.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 23. Januar 2009

 

Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 09-01, 536 Wörter, 3.872 Anschläge.