Ein Gläubiger, der an Wunder glaubt
Reportage
M o s k a u -- Dmitri Pitirimov, ein baptistischer Laienpastor und gelernter Computerprogrammierer, hält es für ein Wunder, wenn sich im heutigen Usbekistan ein erfolgreicher, christlicher Geschäftsmann behaupte. In einem Gespräch in Berlin Anfang Dezember meinte er: „Ohne Wunder bleibt der Geschäftserfolg aus. Aber wir sind Gläubige, und die Gläubigen glauben an Wunder, nicht wahr? Wenn wir im Glauben etwas versuchen, bleiben uns alle Türen offen.“
Im Jahre 1989, drei Jahre vor Pitirmovs Bekehrung, traf ein US-Amerikaner in Taschkent ein. Rasch gründeten die beiden eine Firma für den Computervertrieb. Sie waren besonders zeitig ins Geschäft eingestiegen: Sie waren sogar das erste US-usbekische Joint Venture im damals noch sozialistischen Usbekistan. Das Geschäft lief sehr gut. Doch 1991 ging die Bank unter, in der der Gewinn deponiert worden war. Der usbekische Baptist gibt zu: „Das war ein erheblicher Geldbetrag, der uns für immer verloren ging.“
Der Amerikaner kehrte nach Hause zurück und 1995 gelang es Pitirimov, in Taschkent ein offizielles Reisebüro zu öffnen. Das war eine natürliche Entwicklung, denn er hatte bereits Jahre damit verbracht, für kirchliche und geschäftliche Besucher aus dem Westen als Gastgeber zu fungieren. Er erzählt: „Wir hatten bereits für viele Gäste gedolmetscht. Für manche hatten wir Wohnraum und sogar Lebensmittel besorgt. Wir halfen vielen größeren Firmen Usbekistans auf die Beine. Ich bin im Herzen ein Programmierer geblieben, doch die Tourismusindustrie spielt sich auch größtenteils im Internet ab.“
Diesem Baptisten gelingt es nicht, zwischen Glaube und Geschäft zu trennen. Er betont, daß seine fünfköpfige Reisebüromannschaft nur mit Kunden zu tun habe, die aus moralisch vertretbaren Gründen nach Usbekistan einreisen. „Wir weigern uns, mit Touristen zusammenzuarbeiten, die dorthin kommen, um Wodka zu trinken oder sich mit der Prostitution zu beschäftigen. Ihr Geld brauchen wir nicht. Also sind viele unserer Klienten Mehrfachkunden – viele sind auch Christen.“ Siehe ihre Webseite: “www.parus87.com”.
Der Geschäftsmann glaubt ferner an die Einheit aller Christen: „Ich gehe nicht davon aus, daß wir uns auf ein gemeinsames Haus einigen könnten. Aber wir können uns einig sein im Streben um eine bessere Zukunft für uns Land.“ Dabei berief er sich auf Kolumbien/Südamerika, wo der geschlossene Protest der Gläubigen zu einer dramatischen Abnahme staatlicher Korruption geführt habe.
Als Geschäftsmann hat Dmitri Pitirimov harte Schläge einstecken müssen – seine Kirche ebenfalls. So viele russischsprachige Baptisten haben Usbekistan verlassen, daß die Kirche heute im wesentlichen aus einer neuen Generation bestehe, „die erst in den 90er Jahren hinzustieß“. Es gibt in den Gemeinden wenige ethnische Usbeken, und die wenigen Gemeinden, in denen sie die Mehrheit bilden, „bekommen vom Staat viele Schwierigkeiten. Wenn also Usbeken den Weg zur Gemeinde finden, halten sie die Tatsache meistens geheim.“
Dennoch bleibt der Geschäftsmann ein unverbesserlicher Optimist. „Es mag einem merkwürdig vorkommen“, räumt er ein, „aber ich halte nur eine positive Zukunft Usbekistans für denkbar. Ich werde weiterhin dort leben und wünsche auch meinen Enkelkindern eine glückliche Zukunft. Wir werden beten und den Kampf gegen die Korruption fortsetzen. Wir werden das Evangelium verkünden und auch das wird unser Land zum Besseren hin verändern.“ Er fährt fort: „Das Hauptproblem ist unsere Angst, und aus der Angst ergibt sich Passivität. Doch wenn einer an Jesus Christus glaubt, gibt es keinen Grund, ängstlich zu sein.“
Der weitere Verbleib in Usbekistan ist auch das Ergebnis des Glaubens an die Verheißungen Gottes. Pitirimov erinnerte sich: „Im Jahre 1993 stellte ich mir die Frage: ‚Warum emigrieren Russen nach Amerika während die Amerikaner nach Usbekistan ziehen, um das Evangelium zu verkünden?’ Wenn auch ich gehen würde, müßte das heißen, daß ich mit meinem Einkommen oder dem Sicherheitsstand unzufrieden wäre. Aber ich wünsche mir nichts anderes – ich bin zufrieden.“ Dabei hat der Geschäftsmann eine Absprache mit Gott getroffen: Wenn er Brot habe und über die Freiheit verfüge, das Evangelium weiterzusagen, ziehe er nirgendwo sonst hin. „Ich will dort bleiben, wo Gott versprochen hat, mich mit dem Notwendigen zu versorgen.“
Der Baptist gibt an, daß alle körperlich Tüchtigen in seiner kleinen Gemeinde von 30 Mitgliedern über eine Arbeitsstelle verfügen. „Wenn einer ohne Arbeit ist, beten wir darum, daß er eine Stelle finden möchte. Wir meinen, Gott hat eine Arbeit für jeden – daß du ihn finden kannst und Er dich mit dem Nötigen ausstatten wird.“ Dabei betont er, daß seine Gemeinde durchaus imstande sei, sich selbst zu finanzieren.
In Sommerlagern erkennt Pitirimov eine einmalige Chance, die Jugend mit christlichen Werten bekanntzumachen. Obwohl es nur ein paar Tausend Baptisten in Usbekistan gibt, führen sie ein Sommerlager durch, das aus acht Einheiten mit jeweils 70 Kindern besteht. Der Lagerleiter stellt fest: „Kids brauchen das Gefühl, wertvoll zu sein und in der Lage, Beachtliches zu leisten. Wenn sie ihre Gaben nicht realisieren können, um Gutes zu vollbringen, setzen sie die Gaben ein, um das Böse zu realisieren. Die Kinder sind eben das wundervollste Geschenke, das wir überhaupt besitzen.“
Dr. William Yoder
Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB
Moskau, den 26. Dezember 2008
Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Meldung Nr. 08-59, 780 Wörter.