“Das Bächlein“ trocknete nicht aus
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Nationalkongreß der russischen Baptisten erfolgreich zu Ende geführt
M o s k a u – Gegen Mittag am 4. August wurde „Transformation 2008“, der dritte Zweijahreskongreß der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB), in der Nähe der Ortschaft Rumjantsewo westlich von Moskau planmäßig abgeschlossen. „Das war ein wirklich tolles Ereignis!“ schwärmte Witaly Wlasenko (Moskau), der RUECB-Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehungen. „Viele Teilnehmer behaupten, es sei die beste Konferenz, die sie jemals miterlebt hätten.“ Für jeden war etwas dabei – es gab auch ein Programm für die mehr als 200 Kinder. Behandelt wurden Fragen wie das Elternsein, Liebesbeziehungen, Nachfolge, Leiterschaft und das Mentoring. Das Schöpferische kaum voll auf seine Kosten: Jeden Abend zwischen 22 Uhr und Mitternacht wurden Musik und Schauspielerei angeboten.
Obwohl Gäste aus den benachbarten GUS-Staaten dabei waren, behielt das Ereignis einen eindeutig russischen Charakter. Offensichtlich gab es im Hauptzelt keine einzige Ansprache, die in einer westlichen Sprache gehalten worden wäre. Doch Chöre sangen in ihren südrussischen Muttersprachen: auf Kabardisch, Ossetisch, Balgarisch und Roma z.B. Zwei Wycliffe-Bibelübersetzerinnen aus Rußland wurden ebenfalls vorgestellt. Die einzige größere Gruppe mit einem westlichen Zuhause waren die 18 Mitarbeiter der „Harvest Bibel Chapel“ aus Naperville bei Chicago. Sie spielten eine wichtige Rolle beim Herrichten des Lagers für die mehr als 2.000 Besucher.
In der Woche zuvor hatte die säkulare Presse gemutmaßt, daß dieses von einer Brüdergemeinde geführte Kinderlager namens „Bächlein“ aufgrund des staatlichen Widerstandes gegen den Kongreß „austrocknen“ würde. Doch die sintflutartigen Zustände am Sonntag, als Zelte und Teile des Geländes unter Wasser standen, bewiesen das genaue Gegenteil. Russen verstehen es, Widerwärtigkeiten zu ertragen. Das Wochenende wurde zu einem „feucht aber fröhlichen“ Ereignis, das die Gläubigen auf engsten Raum zusammendrängte.
Was die Durchführung des Kongresses ein legal oder ein illegaler Vorgang? Kommunale Behörden hielten die Durchführung für illegal, doch bleibt die RUECB-Leitung bei ihrem Standpunkt, daß das Ereignis von den maßgebenden föderalen Behörden niemals untersagt worden sei. Pastor Peter Lunitschkin aus St. Petersburg, Leiter der Diakonieabteilung des russischen Bundes, warnte in einem persönlichen Gespräch vor Verbissenheit. Russische Gläubige fallen nicht gleich aus allen Wolken beim ersten staatlichen Versuch, ihnen etwas zu verbieten. Organisation und Ausführung seien nicht die Stärken der Russen, räumte er ein – welches sowohl für die Kirche wie für den Staat zutreffe. „Wir sind an staatlichem Widerstand gewohnt,“ versicherte Pastor Lunitschkin. „Gäbe es keine öffentliche Gegenwehr, könnten wir mit uns selber wahrscheinlich gar nichts mehr anfangen.“ Er fügte hinzu, daß große Freiräume zur Verkündigung des Evangeliums weiterhin bestünden. Im Raum Petersburg sei ein breiter Zugang zu den Kinderheimen nach wie vor möglich. „Wir wissen nicht, wie lange diese Freiheit noch anhält, doch jetzt ist sie auf jeden Fall noch vorhanden.“
Die Zufuhr öffentlichen Stroms, die unmittelbar vor Beginn der Konferenz am 31. Juli gekappt worden ist, wurde nicht gleich nach Abschluß am 4. August wiederhergestellt. Lokale Politiker, die im Namen der öffentlichen Sicherheit die Konferenz untersagt hatten, sind auch für die Abschaltung des Stroms verantwortlich. Das juristische Nachspiel ist bereits angelaufen.
Die RUECB, die größte einheitliche, protestantische Kirche Rußlands, vertritt heute rund 80.000 erwachsene Mitglieder in 1.750 Ortsgemeinden und Gruppen. Ihr Präsident ist Juri Sipko.
Dr. William Yoder
Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB
Moskau, den 6. August 2008
Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, eine einheitliche, offizielle Position der RUECB-Leitung zu vertreten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 08-35, 494 Wörter.
Siehe ebenfalls unsere Meldung 08-34 zum Kongreß vom 2. August.