Nur gemeinsam läßt sich der Weg Gottes finden
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Die Baptisten Europas stehen sich näher als je zuvor
P r a g -- "Beziehungen zwischen den Baptisten von Ost- und Westeuropa sind herzlicher geworden." Das war die Schlußfolgerung des Briten Dr. Tony Peck, Generalsekretär der 1949-gegründeten Europäischen Baptistischen Förderation (EBF), in einem Prager Interview mit der Russischen Baptistischen Union am 16. Juni. "Es gab eine schwierige Strecke in den 90er Jahren", fügte er hinzu. "Aber nun scheinen wir mit der Vielfalt besser zu Rande zu kommen." Obwohl sich Kasachstan und Kirgistan 2006 von der EBF und seiner Mutterorganisation, der Baptistischen Weltallianz (BWA), verabschiedeten, sind die tatsächlichen Beziehungen enger als zuvor. Peck berichtete, daß die Union der Baptisten Kasachstans nun mehr Studenten nach Prags "Internationalem Baptistischem Theologischem Seminar" (IBTS) entsendet als vorher.
Die Differenzen zwischen Ost und West führt der Generalsekretär nicht zuletzt auf das Generationsgefälle zurück. Dank Globalisierung und Internet seien "die jüngeren Kirchenleiter in Ost und West einander näher als seinerzeit ihre Vorgänger". Er hoffe, die Kirchen Osteuropas "auf ihrer Reise" von einer aus der kommunistischen Ära stammenden Leitung in eine jüngere unterstützen zu können, und, daß die Leitungen dabei offen blieben für den Ort, "wohin Gott sie führen möchte". Ihm sei das Zusammenwirken der Baptisten über alle europäischen Grenzen hinweg mehr als eine schlichte politische Notwendigkeit. "Es ergibt sich ein Gefühl der Koinonia wenn wir zusammen kommen, um einander zu ermutigen und zu unterstützen. Wir sind aufeinander angewiesen wenn es darum geht, den wahren Willen Gottes herauszufinden."
Tony Peck ist der Auffassung, das IBTS stehe dem Mittelpunkt europäischen Gemeindelebens näher als sein Vorgänger, das bis 1997 in Rüschlikon bei Zürich beheimatet war: "Wir leisten einen wirklichen Beitrag zur Heranbildung unserer europäischen Kirchenführung." Leiter der Baptistenunionen von Armenien und Litauen haben im Juni ihr Studium abgeschlossen; Leonid Michowitsch, Rektor des Minsker Theologieseminars, soll demnächst sein Studium in Prag fortsetzen.
Das Programm der EBF zur Unterstützung einheimischer Missionare (IMP) befindet sich im Mittelpunkt der Bemühungen um die Gründung neuer Gemeinden in den eigenen Ländern. Pastor Peck sagte: "Wir haben das IMP geschaffen, um Menschen zu ermächtigen, vor Ort mit der Gründung neuer Gemeinden zu beginnen." Gegenwärtig unterstützt das Programm 60 europäische Gemeindegründer. Trotz fortgesetzter Abwanderung haben die Baptistengemeinden in Moldowa und Armenien ein erfreuliches Wachstum zu verzeichnen: Seit 1990 ist die armenische Kirche von 400 auf 4.500 Mitglieder angewachsen. Ein Projekt des IMP außerhalb Europas unterstützt die äußerst gefährdete Baptistengemeinde in Bagdad.
Obwohl die größte protestantische Kirche Nordamerikas, die "Southern Baptist Convention" (SBC), sich 2004 von der BWA verabschiedete, unterstützen ihre Gemeindebünde aus vereinzelten Bundesstaaten - vor allem Texas und Virginia - weiterhin die EBF. Peck ist außerdem erfreut darüber, daß die "International Baptist Convention", die aus der SBC hervorging, sich weiterhin für die EBF engagiert. Der EBF-Generalsekretär gesteht, daß er wenig über die baptistischen Aussiedler in Deutschland weiß. "Ich sehe aber nicht ein, weshalb nicht auch sie sich der EBF anschließen könnten - vorausgesetzt, sie kämen mit dem Typus von Organisation, den wir darstellen, klar. Wir bejahen die Vielfalt. Das war für die Südbaptisten problematisch, denn sie haben die Vielfalt nicht gewollt."
Pastor Peck berichtete, während seiner Besuche in Rußland und Osteuropa im Laufe der letzten 20 Jahre habe ihn das Bemühen um eine ernsthafte Nachfolge tief beeindruckt: "Das sollten sie weiterhin uns allen zu vermitteln versuchen." Ihm fallen aber weiterhin die unterschiedlichen Prioritäten von Ost und West in Fragen der christlichen Ethik und der Nachfolge ein und deshalb setzt er sich für ein anhaltendes Gespräch darüber im Kontext des missionarischen Auftrags in Europa ein. „In diesem Dialog können wir voneinander lernen und von den Erkenntnissen unseres Gegenübers profitieren.“
Peck fügte hinzu, daß die Diskussion über die Rolle von Frauen in Leitungspositionen der üblichen Scheidungslinie zwischen Ost- und Westeuropa nicht entspricht. Während Belgien und Portugal keine Pastorinnen haben, gibt es sie in Bulgarien und Georgien. Er versicherte: "Diese Frage darf uns nicht spalten. Wir lesen die gleiche Heilige Schrift und kommen dabei zu verschiedenen Ergebnissen. Es ist aber wichtig, darin überein zu stimmen, daß diese Frage nicht zum wesentlichen Kern des Evangeliums gehört.“
Die Europäische Baptistische Förderation vertritt mehr als 800.000 Baptisten in 51 Bünden, die von Portugal bis zum russischen Fernost reichen. Sie schließt auch Baptisten in Nahost mit ein.
Dr. William Yoder
Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB
Moskau, den 25. Juni 2008
Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, eine einheitliche, offizielle Position der RUECB-Leitung zu vertreten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 08-28, 675 Wörter.