Nicht alle Entwicklungen in Rußland sind bedauerlich
M o s k a u -- Mit dem Missionsbefehl Jesu grüßte Alexius II., Patriarch von Moskau und ganz Rußland, Juri Sipko (Moskau), den Präsidenten der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB) anläßlich des östlichen Ostern am 27. April. Alexius zitierte in seinem Schreiben Markus 16,15: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.“ Das Oberhaupt des Moskauer Patriarchats fuhr fort: „Ich habe den aufrichtigen Wunsch, die Treue zu den Idealen des Evangeliums und die Sorge um deren Bestätigung im Leben der Völker mögen eine feste Grundlage bilden für unsere gemeinsame Arbeit.“
In einem weiteren österlichern Gruß an den Baptistenpräsidenten rief der orthodoxe „Außenminister“ Kirill, der Metropolit von Smolensk und Kaliningrad, zur Friedensstiftung auf. „Wenn die Menschen in verschiedenen Teilen der Welt durch Auseinandersetzungen und Konflikte zerteilt sind, sind die Christen aufgefordert, Zeugnis vom Auferstandenen Erlöser abzulegen. Er ist ´unser Friede´.“ Ein Gruß erfolgte ebenfalls von Sergei Popov, dem Geschäftsmann und Vorsitzenden des Komitees der Staatsduma für öffentliche und religiöse Organisationen.
Ein anderes freudiges Ereignis ging dem Osterfest voraus. Bereits am 19. und 20. April konnte in einer verkehrsgünstigen Lage der Hauptstadt Juschno-Sachalinsk auf der fernöstlichen Insel Sachalin nach achtjähriger Bauzeit das multifunktionale, baptistische Gemeindezentrum „Haus des Evangeliums“ eingeweiht werden. Zu den 250 Besuchern und Gratulanten zählten neben dem angereisten Moskauer Bundespräsidenten Sipko (der 10.400 km zurücklegen mußte) auch Vertreter der Kommune.
Bei den Feierlichkeiten wurde darauf hingewiesen, daß sich erst 1980 die Kirchen des Gebiets hätten staatlich registrieren können. Ähnlich wie im extrem westlich gelegenen Grenzgebiet Königsberg/Kaliningrad hatten die damaligen kommunistischern Machthaber ihr Gebiet lange für „glaubensfrei“ zu halten versucht. Bereits 1989 war der erste Kirchenbau der Baptisten eingeweiht; er erwies sich jedoch umgehend als zu klein. (Königsberg war bis 1945 deutsch; die südliche Hälfte von Sachalin war japanisch 1905-1945.)
Diese Ereignisse geschehen auf dem Hintergrund von sehr negativen Entwicklungen in Stary Oskol am südwestlichen Rande des Landes, von denen die „New York Times“ am 24. April ausführlich berichtete. Dort sind vor allem kleine methodistische und lutherische Kreise staatlichen - und orthodoxen - Repressalien ausgesetzt. Ein informierter Mitarbeiter der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der RUECB meinte: „Wir dürfen weder das Gute noch das Schlechte verheimlichen. Es kommt eben sehr darauf an, daß wir uns gemeinsam mit allen Menschen guten Willens dafür einsetzen, daß sich das Gute in unserem Lande vermehrt.“
Die RUECB, die größte einheitliche, protestantische Kirche Rußlands, vertritt heute rund 80.000 erwachsene Mitglieder in 1.750 Ortsgemeinden und Gruppen.
Dr. William Yoder
Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB
Moskau, den 29. April 2008
Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, eine einheitliche, offizielle Position der RUECB-Leitung zu vertreten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 08-19, 395 Wörter.