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Angebot der Orthoxen an die Baptisten

Olivenzweig mit Auflagen zurückgewiesen

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Baptisten antworten auf die Forderung eines orthodoxen Sektenkundlers

 

M o s k a u -- “Ihr Bemühen einen Keil in die brüchige Gemeinschaft der verschiedenen Religionen und Glaubensgemeinschaften zu treiben wird nicht gelingen.” Das meinte Pastor Witaly Wlasenko (Moskau), Abteilungsleiter für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB), bezüglich eines offenen Briefes vom 25. März. Dieser Brief war von dem orthodoxen Geistlichen Alexander Dvorkin (Moskau), dem streitbaren Leiter der „Russischen Assoziation der Zentren für Religions- und Sektenkunde“, unterzeichnet worden. Dvorkin hatte in seinem Brief bekanntgegeben, daß eine Moskauer Konferenz am 19. März zu Fragen der religiösen Intoleranz einmal wieder die Baptisten zum fragwürdigen „Blumenkranz“ der totalitären Sekten gezählt hatte. Dabei fügte Dvorkin hinzu: „Wir möchten gerne in Erfahrung bringen, ob die Führung der russischen Baptisten gegen diese Bezeichnung als totalitäre Sekte protestieren wird. Wenn sie davon absieht, verliert sie das moralische Recht, sich in anderen Fällen dagegen aufzulehnen. Wir verpflichten uns dazu, der Gesellschaft so breit wie möglich über Ihre Antwort – oder deren Ausbleiben – zu informieren.“ Die Konferenz, zu der keine Baptisten eingeladen worden waren, hatte ebenfalls die Neo-Pfingstler und Charismatiker neben der Scientology, der Mun-Kirche, Hari Krischna und den Zeugen Jehovas als totalitäre Sekten bezeichnet. 

 

Wlasenko fährt in seiner Antwort vom 11. April fort: „Die Organisationen, die sie aufführen, sind allesamt bei der Russischen Föderation offiziell registriert. Sie werden von keinen Polizeikräften verfolgt und keine Gerichtsinstanz hat je verfügt, daß sie der Gesundheit oder Gesellschaft im allgemeinen Schaden zufügen. Unserer Ansicht nach muß der Glaube des Einzelnen mit größter Vorsicht behandelt werden in Anbetracht der Mehrheitsauffassungen in unserem Lande.“ Er betont: „Niemand kann der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten das Recht nehmen, ihre Meinungen zu verschiedenen moralischen Fragen zu äußern.“ Dabei zitiert er aus dem II. Buch Mose 23,2: „Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen und nicht so antworten vor Gericht, daß du der Menge nachgibst und vom Rechten abweichst.“ Abschließend stellt der Abteilungsleiter fest: „Die schlimmsten Seiten der christlichen Geschichte sind verbunden mit der Gewalt, die Christen im Namen Gottes begangen haben.“

 

Der 1955-geborene, in Rußland gutbekannte Alexander Dvorkin ist US-Staatsbürger und wird von manchen für einen Spezialisten in Fragen der Sektenkunde gehalten. Er verbrachte die beiden Jahrzehnten bis 1990 in den USA; 1983 absolvierte er das „Saint Vladimir's Orthodox Theological Seminary“ in Crestwood/Bundesstaat New York. Nach Berichten im Internet arbeitete er einst sowohl für Radio Free Europe wie für Radio Liberty. Er ist Vorstandsmitglied der „Leipziger-Preis“-Organisation, die von dem evangelischen, Berliner Pfarrer Thomas Gandow angeführt wird.

 

Die RUECB ist gemeinsam mit der charismatischen „Vereinigten Russischen Union der Christen evangelisch Glaubens“ und der pfingstlerischen „Russischen Kirche der Christen evangelischen Glaubens“ Gründungsmitglied des “Konsultativen Rats der Leiter der protestantischen Kirchen Rußlands”. Die RUECB, die größte einheitliche, protestantische Kirche Rußlands, vertritt heute rund 80.000 erwachsene Mitglieder in 1.750 Ortsgemeinden und Gruppen. Ihr Präsident ist Juri Sipko.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 15. April 2008

 

Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 08-15, 453 Wörter.

 

Anmerkung von Januar 2021: Obwohl Dworkin in den USA Theologie studiert hatte, wurde er niemals zum Priester ordiniert. Die obige Bezeihnung als "Geistlicher" ist also falsch.