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Moldawien und Transnistrien kommen miteinander klar

Erstaunlich gute Beziehungen

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Die Baptisten in Moldawien und Transnistrien

 

M o s k a u – Erstaunlicherweise sind die Beziehungen der Baptisten zum Staat besser in Transnistrien - die schmale, 202 km lange Landzunge, die sich 1990 von Moldawien abspaltete – als im großen Moldawien. Das zwischen Moldawien und der Ukraine eingezwängte Transnistrien ist eng mit Rußland liiert. Valeriu Ghiletchi (Kischinau), Präsident der „Union der christlich-evangelischen Baptistenkirchen Moldawiens“, erläutert:„Igor Smirnow, der Präsident von Transnistrien, schickt Briefe an unsere Führung. Wenn Treffen mit religiösen Leitern geplant sind, werden auch wir eingeladen. Einmal bei einer öffentlichen Veranstaltung hob Smirnow die Baptisten als lobenswertes Beispiel hervor.“ Wladimir Woronin, der kommunistische Präsident Moldawiens, ist mit dem Moskauer Patriarchat eng verbunden.

 

Das Ende 2007 verabschiedete Religionsgesetz hat das Leben der moldawischen Protestanten weiter erschwert. Ghiletchi berichtet: „Wir haben noch relativ viel Freiheit, aber das neue Gesetz ist nicht das, was wir uns gewünscht hätten. Es räumt der Orthodoxie eine Vorrangstellung ein und erweitert die Definition des Proselytismus. Wenn der Staat es will, könnte er nun dem Evangelisieren viele Restriktionen auferlegen.“

 

Moldawien verfügt über zwei orthodoxe Großkirchen: eine dem Moskauer Patriarchat angehörende Russische Orthodoxe Kirche sowie eine mit Rumänien liierte Bessarabische Orthodoxe Kirche. Obgleich die bessarabische Kirche vom Moskauer Patriarchat behindert wird und kaum im Gebiet Transnistriens vertreten ist, fühlen sich beide Kirche für das gesamte Gebiet Moldawiens zuständig. Auch Baptisten erkennen die politische Trennung nicht an: Ihre Gemeinden in Transnistrien bilden einfach einen ihrer neun Landesverbände. Der baptistische Präsident Gesamtmoldawiens erläutert: „Unser Landesverband in Transnistrien ist dort gesondert zugelassen, aber in der baptistischen Verfassung bleiben alle neun eine Einheit. Uns ist es sehr wichtig, daß wir weiterhin eine einzige brüderschaft­liche Union bilden.“ Das Passieren der Grenze nach Transnistrien ist zum Alltag geworden; kompliziert wird es für moldawische Baptisten nur wenn sie mehrere Tage in Transnistrien verbringen wollen.

 

Knapp 50% der moldawischen Baptisten besuchen rumänisch-sprechende Gemeinden, 45% besuchen russisch-, ukrainisch- oder bulgarisch-sprechende Gemeinden. Der Präsident erzählt: „Unsere Union und Führung sind multiethnisch. Das bereitet uns manchmal Kopfschmerzen, aber das ist auch unsere große Stärke. Als Minderheit in einem orthodoxen Lande, müssen wir unbedingt zusammenstehen.“ Er selbst versteht sich als rumänisch-sprechender Moldauer. Allerdings spricht er auch Russisch und Englisch und verfügt über einen Familiennamen polnischen Ursprungs.

 

Doch vielleicht haben die moldauischen Baptisten am meisten mit sich selber zu kämpfen. In den letzten 17 Jahren sind mehr als 10.000 Baptisten nach Westen ausgewandert; „Ich erwarte eine Führungskrise,“ sagt Valeriu Ghiletchi. „Es fällt uns schwer, neue Leitungsperso­nen zu rekrutieren. Die Wirtschaft ist sehr schwach und Gemeinden können es sich nicht leisten, Pastoren ein Gehalt zu zahlen.“ Insgesamt vereint die moldauische Baptistenkirche 21.000 Gläubige in 500 Gemeinden und Predigtstätten; davon befinden sich 25 Gemeinden mit bis zu 4.000 Mitgliedern in Transnistrien. Die moldauischen Baptisten erleben einmalige Zuwachsraten: Zu Sowjetzeiten gab es im Gebiet Transnistriens nur drei oder vier Gemeinden.

 

Valeriu Ghiletchi ist überzeugt, daß die politische Auseinandersetzung zwischen einem einst sowjetischen Staat und einem Gebiet, das sich von ihm abgespalten hat, nicht zwangsläufig in den Krieg führen müsse. Obwohl Transnistrien (Russisch: Pridnestrowie) nur 17% der Bevölkerung und 12% der Landesfläche stellt, führte es zwischen März und Juli 1992 einen Krieg mit Restmoldawien. Doch Ghiletchi versichert: „Es ist sehr unwahrscheinlich, daß es irgendwann bald wieder zu einem Krieg zwischen den beiden Teilen meines Landes kommt. Wir haben keine besonderen, ethnischen Probleme – uns fehlen die haßerfüllten interethnischen Beziehungen, die es etwa in Georgien gibt.“ Die 555.000 Einwohner Transnistriens sind jeweils etwa zu einem Drittel Moldauer. Russen und Ukrainer: das gesamte Gebiet zählt 3,3 Millionen Einwohner.

 

Ghiletchi, ein Vizepräsident der Europäischen Baptistischen Föderation, fügt hinzu, daß die um Ausgleich zwischen Ost und West ringende moldauische Regierung nur eine Kooperation mit NATO und EU anstrebe. Da Transnistrien international nicht anerkennt ist, verfügen seine Bewohner in beliebiger Kombination über moldauische, ukrainische und/oder russische Pässe.

 

Leitender Baptistenpastor im Gebiet Transnistrien ist Peter Kuzminski (Bender).

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 3. Dezember 2008

 

Eine Veröffentlichung der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen bei der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Sie will informieren und erhebt nicht den Anspruch, eine einheitliche, offizielle Position der RUECB-Leitung zu vertreten. Meldung Nr. 08-55, 622 Wörter.