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Baptistenpastoren drücken wieder die Schulbank

In Rußland bekommt die theologische Ausbildung neuen Aufwind


M o s k a u – Die russischen Baptisten wollen ihre theologische Ausbildung koordinieren und vereinheitlichen. Die Entscheidung wurde gefällt auf der Ratstagung der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB), die sich vom 16. bis 18. Oktober im Moskauer Vorort Pokrowskoe versammelte. Im Nachgespräch verdeutlichte Dr. Peter Mitzkewitsch, Präsident des Moskauer Theologieseminars (MTS): “Wir möchten alle Theologieausbildung der russi­schen Baptisten unter dem Schirm unseres Seminars vereinen. Wir wollen alle Schulen und Hochschulen vernetzen und einen standardisierten Lehrplan mit standardisierten Abschlüssen entwickeln. Auf den Austausch von Lehrern und Dozenten zwischen den Einrichtungen werden wir Wert legen. Natürlich setzt das Erreichen dieser Ziele einige Zeit voraus.”

 

Unionspräsident Juri Sipko (Moskau) fügte hinzu: “Wir sind von diesem neuen Ansatz sehr angetan und haben die starke Hoffnung, daß er unseren Gemeinden behilflich sein wird.”

 

Besonders innovativ ist die Schaffung eines neuen Studienprogramms, das speziell auf die Bedürfnisse der 50 Superintendenten (im Ausland gelegentlich auch “Bischöfe” genannt) der RUECB zugeschnitten ist. Die meisten von ihnen haben bereits seit Jahren als Pastoren gedient ohne jemals den Zugang zu einer geregelten Theologieausbildung bekommen zu haben. Ihr dreijähriges Programm, das Vorlesungen und Sitzungen am Ort der regelmäßigen Ratstagungen voraussetzt, wird mit einem Magisterabschluß beendet. “Dieses Programm ist eine hervorragende Idee,” meinte Witali Wlasenko, Abteilungsleiter für kirchliche Außenbe­ziehungen bei der RUECB. “Alle scheinen bereit, die Kurse zu belegen. Dies sollte zu guten Beziehungen zwischen den Superintendenten und dem MTS beitragen. Sie werden die Seminardozenten persönlich kennenlernen und bald werden sie sogar Absolventen des Seminars sein! Dieser Bildungsprozeß sollte manche herkömmlichen Auffassungen modifizieren.”

 

Den russischen Baptisten wurde es 1968 gestattet, mit einem theologischen Fernstudium anzufangen. Daraus entstand das Moskauer Theologieinstitut (MTI). Das MTS wurde 1993 gegründet; die beiden Einrichtungen schlossen sich 2007 zusammen. Das MTS bietet nun einen Magister- und einen Bachelorabschluß an. Das zweite Programm trägt den Namen des MTI.

 

Präsident Mitzkewitsch nennt das neue Bildungskonzept “zentralisiert sowie dezentralisiert”, denn viele Vorlesungen werden fern des Moskauer Seminargeländes stattfinden. Vier regionale Bildungszentren in Tschita, Nojabrsk (Nordsibirien), Tscheljabinsk, und Leninsk-Kusnetzkii (nahe Kemerovo) haben sich bereits dem MTS angeschlossen. Weitere Filialen sind in Rostow-am-Don und Prochladno (nahe Krasnodar) vorgesehen. Das MTS hat gegenwärtig 250 Studierende; 160 von ihnen verbringen einen Teil ihres Studiums auf dem Seminargelände in Moskau. Die theologische Ausbildung in Rußland leidet am Mangel an Studenten, die zum Vollzeitstudium fähig sind. Das MTS wandelt sich deshalb in eine Einrichtung des Fernstudiums mit Studenten, die nur zeitweilig vor Ort studieren.

 

Mehr als 10 Seminare und Bibelschulen zwischen Chabarowsk in Fernost und Kalinin­grad/Königsberg im Westen zählen sich zur RUECB. Drei der bekannteren Einrichtungen befinden sich noch außerhalb des MTS-Schirms: Akademgorodok (nahe Nowosibirsk), Samara und Kursk. Das gleiche gilt für die geisteswissenschaftlich ausgerichtete „Christliche Universität Sankt Petersburg“. Noch verfügt die Union über keine nationale Bildungsabteilung. Sie könnte einen Teil des Schirms bilden, der alle baptistischen Hochschulen vereint.

 

Eine elektronische Präsentation in Pokrowskoe zählte die bisherigen Schwächen der russischen Theologieausbildung auf: Entfremdung von der Ortsgemeinde, wenig Bezug zum Alltag und der häufige Wechsel von Hochschulleitungen. Der bisherige, autonome Status von Einrichtungen hatte zur Folge, daß sie nur einem fernen, zumeist nordamerikanischen Sponsor verantwortlich waren. Das führte zu Verwirrung und Streit. Wenige Fortschritte wurden erzielt beim Versuch, die russische Intelligenz für den christlichen Glauben zu gewinnen.

 

Die Liste der positiven Entwicklungen seit 1990 erwähnte das verstärkte Vermögen, Irrlehren abzuwehren, die Fähigkeit von Pastoren, die Bibel in ihren Ursprachen zu lesen, und eine Ausweitung der Weltanschauungen von Gemeinden.

 

Peter Mitzkewitsch, ein Pastor und Arzt mit theologischer Ausbildung am “Dallas Theological Seminary”, wurde in Pokrowskoe feierlich als Präsident des MTS eingesegnet. Dieses Amt nimmt er bereits seit dem 1. Juli wahr. Präsident des MTS bis 2005 war Dr. Alexander Kosynko.

 

Hauptpartner des MTS sind die nordamerikanischen “Russian Leadership Ministries” (RLM), eine unabhängige, evangelikale und überwiegend baptistische Mission mit zusätzlicher Unterstützung aus presbyterianischen und mennonitischen Kreisen. Ihr Präsident ist Prof. Ian Chapman (Edinburg/Virginia); Direktor ist Ted Rodgers (Wheaton/Illinois). Bis zu seiner Emitierung war Dr. Chapman Präsident des “Northern Baptist Seminary” in Lombard nahe Chicago. Wer sich mit RLM in Verbindung setzen möchte, kann Direktor Rodgers über die Nummer 001-630 580 5628 oder “ted.rodgers@sbcglobal.net” erreichen. Die Webseite der Mission sollte bis zum 1. Dezember zugänglich sein: “www.russianleadership.org”.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 22. Oktober 2007

 

Eine Presseerklärung der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 07-40, 685 Wörter