· 

Orthodoxer Gottesdienst für die atomaren Streitkräfte

Baptistenpräsident nimmt Stellung zu einem  Rußlands

 

M o s k a u -- Anläßlich des 60. Jahrestages der Schaffung einer atomaren Verteidigung Rußlands bzw. der Sowjetunion wurde am 4. September in der Moskauer Kathedrale "Christus der Erlöser" ein erster Gottesdienst zur Ehren der atomaren Streitkräfte abgehalten. Gegrüßt wurden die anwesenden von Alexei II, Patriarch der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK). Pastor Juri Sipko (Moskau) ist Präsident der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten (RUECB), der größten, einheitlichen Freikirche Rußlands.

 

Meine Frage an Sie, Herr Pastor Sipko: Warum überhaupt war diese Veranstaltung am 4.9. nötig? Was will die ROK damit erreichen?

 

Die ROK behauptet, einen staatsbildenden Charakter zu haben. Ein solcher Anspruch verbirgt große Gefahren in sich. Nach dem Jahrhundert des staatlichen Atheismus ist eine Ära der religiösen Freiheit angebrochen. Nun streiten sich religiöse Konkurrenten um einen sehr großen Kuchen. Dabei scheut sich die ROK nicht vor einer Verquickung mit dem Staat, um nun mit seiner Hilfe die Konkurrenten in die Flucht zu schlagen. Aber eine Symphonie mit dem Staat fordert ihren Preis. Eine Kirche segnet die Handlungen des Staates ab; im Gegenzug fördert der Staat gerade diese Kirche. Die ROK ist bemüht, ihren Einfluß auf den Staat zu verabsolutieren. Doch wer sich massiv an staatlichen Handlungen beteiligt, übernimmt eine weitgehende Mitverant­wor­tung für die politischen und militärischen Entscheidungen des Staates.

 

Gibt es für Baptisten einen Unterschied, ob eine Kirche nur Schußwaffen und Fahnen segnet, oder ob sie auch Atomwaffen segnet? Ist Baptisten der Dienst auch in einer nuklearen Einheit erlaubt?

 

Ich meine, die Kirche Jesu Christi darf sich niemals in eine Politabteilung der Armee oder Flotte verwandeln. Und wenn sie das tut, verschwindet der Unterschied zwischen dem, was sie ist, und dem, was sie eigentlich segnen wollte. In dieser Gefahr steht die ROK. Man kann übrigens auch zur Kenntnis nehmen, daß in Rußland jährlich bis zu 35.000 Menschen auf den Straßen umkommen. Und das trotz der Tatsache, daß fast alle Autos von der ROK gesegnet worden sind. Ich bin auch der Auffassung, daß die zerstörende Gewalt atomarer Waffen noch nicht alle ihrer Opfer gefordert hat.

 

Die RUECB reglementiert ihre Mitglieder nicht bezüglich des Soldatendienstes. Ihnen und allen anderen Bürgern Rußlands steht die Option zu, in der regulären Armee zu dienen oder einen Ersatzdienst zu wählen. .

 

Im Jahre 1958 hat sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) fast gespalten bezüglich der Frage, ob Christen – auch Militärseelsorger - in einer Armee dienen dürfen, die atomare Waffen hat. Sollte das auch heute ein Thema für Baptisten sein?

 

Im Augenblick ist die Frage nicht aktuell. Die RUECB befindet sich außerhalb des politischen Bereiches. Solche Fragen könnten entstehen wenn die internationalen Spannungen nochmals zunehmen. Hier sind wir ganz auf die Gnade Gottes angewiesen.

 

Die Kirche hat den Auftrag vom Herrn, die Gute Nachricht bis ans Ende der Erde zu tragen. Diese Botschaft ist Soldaten, Staatsdienern und überhaupt allen Menschen vonnöten. Darum ist auch der Dienst als Militärseelsorger oder als Pastor für Soldaten eine heilige Sache.

 

Dr. William Yoder

Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der RUECB

Moskau, den 12. September 2007


Eine Presseerklärung der Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten. Zur Veröffentlichung freigegeben. Meldung Nr. 07-32, 475 Wörter

 

Die Fragen stellte William Yoder.