Aus dem Keller heraus in die City
S a r a t o v - Nach drei anstrengenden Vorbereitungsjahren erfolgte am 18. Juni 2006 in Saratov/Wolga der ersehnte, erste Spatenstich für den Bau eines neuen lutherischen Gotteshauses. Unter der Jahreslosung von Josua 1,5b waren neben dem Moskauer Bischof Siegfried Springer zahlreiche Gemeindeglieder erschienen, um die Stunde feierlich zu begehen. Nun soll im kommenden Vierteljahr mit den ersten Aushubarbeiten begonnen werden.
Der Gottesdienstraum in der neuen, modernistisch anmutenden Kirche ist für 200 Sitzplätze konzipiert. Hinzu kommen ein Seminarraum, ein Jugendraum und Kellerräume, sowie eine Pastoren- und Hausmeisterwohnung. In den letzten Jahren mußte die 1993 neugegründete Gemeinde mit einem Gottesdienst um 16 Uhr am Sonntagnachmittag in einem fensterlosen Keller unterhalb eines Casinos Vorlieb nehmen. Alle weiteren Gemeindeveranstaltungen für die 220 Mitglieder zählende Gemeinde finden in einem Büroraum statt.
Das neue Grundstück befindet sich jedoch am Wolgaufer in Citynähe mit gutem Anschluß ans öffentliche Verkehrsnetz. Der vom russischen Architekten Oleg Gittermann entworfene Bau soll voraussichtlich 800.000 Euro kosten. Doch für die Fertigstellung bleibt man sehr unmittelbar auf weitere Spenden angewiesen.
Neben aller bisherigen Enge ist der Neubau für Pastor Christian Röder deshalb wichtig, weil in der Volksmeinung eine Gemeinde ohne anständiges Kirchengebäude nur als Sekte einzustufen sei. Doch Saratov, im Zentrum eines historischen, deutschen Siedlungsgebietes, verfügte schon 1772 über eine lutherische Gemeinde. Die Reste der letzten, historischen, lutherischen Kirche wurden 1972 von den sowjetischen Behörden gesprengt.
Propst in der Region und Hauptpastor der Gemeinde ist seit 1997 der Rußlanddeutsche Alexander Scheiermann. Er und Pastor Röder sind beide von der Stiftung Marburger Mission mit Sitz in Marburg entsandt. Siegfried Springer ist Bischof der in Moskau beheimateten „Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Rußland“, zu der die Region Wolga auch gehört.
Dr. William Yoder
Moskau, 23. Juni 2006
Eine Veröffentlichung der „Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Rußland“ (ELKER). Meldung Nr. 4.
