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Erstmals eine protestantische Gedenkstunde zum Sieg der Sowjetunion

Damit Rußland wieder stark wird
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Erstmals eine protestantische Gedenkstunde zum Sieg der Sowjetunion im II. Weltkrieg

 

M o s k a u - Erstmals zum Anlaß des Sieges der Sowjetunion über den deutschen Faschismus fand in Moskau am 8. Mai eine protestantische Feierstunde statt. Zur Gedenkfeier am Grab des Unbekannten Soldaten vor der Kremlmauer waren 110 geladene Veteranen und Veteraninnen erschienen. Beim anschließenden Festessen wurde immer wieder auf die erzieherische Funktion der Veteranen für die gefährdete, heutige Generation hingewiesen. Bischof Sergei Rjachowskii (Moskau) von der charismatischen „Russischen Union der Kirchen evangelischen Glaubens“ tadelte den Staat dafür, die wichtige Erziehungsfunktion der Veteranen zu vernachlässigen. An die Veteranen gewandt meinte er: „Ich möchte Sie herzlich bitten, Ihren Mut, Ihre Kraft und den Geist, mit dem Sie gelitten und gesiegt haben, dafür einzusetzen, daß Rußland wieder ein starkes und mächtiges Land wird!“ Vitalii Vlasenko (Moskau), Präsident des „Rates der evangelischen Christen in Rußland“, meinte: „Es ist wichtig, daß dieser Tag Teil unseres Lebens bleibt, so wie er auch ein Teil der unvergeßlichen Geschichte Rußlands ist.“

 

In einem Nachgespräch am 5. Juni räumte Vlasenko, der auch Kuratelvorsteher des Nationalen Gebetsfrühstücks ist, ein, daß die Abhaltung der Feierstunde auf Widerstände gestoßen sei. „Viele Protestanten wollen nur evangelisieren und meinen, daß diese Aktivitäten uns davon abhalten.“ Er fuhr fort: „Wir gehören eben aber auch zur russischen Geschichte. Wir gehören auch zum Fleisch und Blut Rußlands. Wir haben auch gelitten im Kampf um die Verteidigung des Vaterlandes. Aber leider hat die Ausreisewelle unserem Ruf geschadet. Wir müssen neu um Vertrauen werben. In der Wirtschaft und im Staat werden wir oft diskriminiert. Am Evangelium machen wir keine Abstriche, aber die Gesellschaft muß wissen, daß auf uns Verlaß ist.“ Nach der Gedenkfeier selbst hatte Alexei Smirnov (Dedovsk), Pastor einer freien Baptistengemeinde darauf hingewiesen, daß die Christen auch mit ihren Gebeten zum Sieg über den deutschen Faschismus beigetragen hätten. Damals hatte es auch geheißen: „Wir müssen sagen, wer wir sind.“ Durch die Liebe zum Vaterland erhoffen die Teilnehmer eine verstärkte Gleichstellung der Konfessionen.

 

Von der Gedenkfeier selbst waren manche der 110 betagten Gäste überwältigt. Ein ordengeschmückter Vladimir Koshin (Moskau), charismatischer Pastor und ehemaliger Soldat, war neben vier Kirchenvertretern ausgewählt worden, um die Blumenkränze am Grab niederzulegen. Beim anschließenden Festessen meinte er: „Ich bin sehr erfreut darüber, daß ausgerechnet mir diese Ehre zuteil wurde. Mir wäre es als ob der Heilige Geist das höchst persönlich angeordnet hätte!“

 

In der ersten Reihe bei der Kranzniederlegung standen neben Vlasenko, Rjachowskii und Koshin, die Pastoren Peter Mitskewitsch (Moskau) von der Union der Evangeliumschristen-Baptisten und Igor Alisov (Moskau) von der Ingermanischen Lutherischen Kirche. Neben dem Gebetsfrühstück zählten der „Konsultative Rat der Führer der protestantischen Kirchen Rußlands“ und vereinzelte Geschäftsleute zu den Hauptsponsoren des Ereignisses. Vlasenko ist sich sicher, daß die Gedenkfeier im kommenden Jahr eine Fortsetzung erlebt.

 

Dr. William Yoder

Moskau, 23. Juni 2006

 

Verfaßt im Auftrag der Russischen Evangelischen Allianz, 438 Wörter