· 

Erster Vereinigungsmännertag in Lückenwalde

Auch der Teufel hat seine Vollmacht von Gott

 

„Auch der Teufel hat seine Vollmacht von Gott erhalten,“ stellte Dr. Dietmar Lütz in der EFG Luckenwalde am 14. Juni 2003 auf dem ersten Männertag der Vereinigung Berlin-Brandenburg fest. Dabei berief sich der Geschäftsführer des Ökumenischen Rats von Berlin-Brandenburg auf das griechische Wort „exousia“ - „aus dem Sein heraus“ - in Römer 13,1. Diese Vollmacht, d.h. die Erlaubnis zum Regieren, werde jeder Gewalt nur von Gott gewährt. Mit diesem Beispiel machte Pastor Lütz deutlich, dass die von Gott Ermächtigten nicht automatisch den Willen Gottes ausführen und ihnen auch keineswegs eine Gehorsamspflicht unsererseits zustehe. Den christlichen Glauben der Urkirche nannte der Referent „subversiv“; u.a. stellte er die gängige Einteilung der Menschen in oben und unten in Frage. Um gerade dieser anarchistischen Tendenz des christlichen Glaubens entgegenzutreten, verfasste Paulus den 13. Kapitel des Römerbriefs als Warnschild.

 

„Römer 13 verfügt über eine lange Missbrauchsgeschichte,“ stellte der gelernte Theologe und Mathematiker fest. Von Gründungsvater Johann Gerhard Oncken empfing der deutsche Baptismus das Untertanenerbe, „aus dem wir nur langsam herauskommen“. Dabei sei aber nicht zu vergessen, dass im Revolutionsjahr 1848 Oncken und sein Berliner Mitstreiter Julius Köbner auf verschiedenen Seiten der Barrikade standen.

 

Im Nachgespräch wurde die Frage gestellt „Darf sich der Christ politisch engagieren?“ „Ja, ich bitte sehr darum!“ erwiderte der Referent. Dabei konnten im Plenum der ehemalige Gubener Bürgermeister Gottfried Hain und der pensionierte Juradozent Siegfried Grommek (EFG Berlin-Tempelhof) von ihren Erfahrungen berichten. Nach Überzeugung von Dietmar Lütz zeichne sich das baptistische Engagement für die Glaubensfreiheit dadurch aus, dass es auch für die Gleichberechtigung der nichtchristlichen Religionen eintrete.

 

Trotz des Fehlens der zweiten Hälfte der Menschheit hatten rund 90 Personen den Weg nach Lückenwalde gefunden. Der häufige Gesang war darauf zurückzuführen, dass die Hälfte der Teilnehmer dem von Wolfgang Polzin (EFG Berlin-Tempelhof) geleiteten Männerchor der Vereinigung angehören. Dieser erste Männertag war das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Männerchor und Männerforum. Der Tempelhofer Professor Rainer Rumpel, Leiter des Männerforums und Vorsitzender der Bundesmännerarbeit, versicherte jedoch, dass es sich keineswegs um eine Fusion handele. Der gemeinsam veranstaltete Vereinigungsmännertag soll sich als jährliches Ereignis etablieren, das Männerforum möchte aber auch in Zukunft eine bis zwei Veranstaltungen pro Jahr durchführen. Während sich der Männerchor eher der inneren Stärkung zuwendet, will das Forum weiterhin zu Veranstaltungen an neutralen, nichtkirchlichen Orten einladen, die sich an Außenstehende richten.

 

Dr. William Yoder

Berlin, den 20. Juni 2003

 

Verfaßt für "Wort und Werk", die Zeitschrift der Vereinigung Berlin-Brandenburg im Bund Ev.-Freiklicher Gemeinden (BEFG), 378 Wörter