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Serben aus der kroatischen Krajina vertreiben

Serbische Gemeinde in Berlin ruft zu Spenden auf

 

Die Serbisch-Orthodoxe Gemeinde in Berlin ruft zu Geldspenden für die rund 260.000 Flüchtlinge aus der Krajina auf.  Die Gemeinde wird etwa wöchentlich einen Kurier mit Bargeld nach Serbien entsenden, der dann in einem Großhandel preisgünstige Lebensmittel, Medikamente und hygienische Artikel einkauft.  Auf Grund des gegen Belgrad verhängten Embargos kann nur auf diesem Wege den Notleidenden eine schnelle Hilfe zukommen.

 

In einer späteren zweiten Phase der Aktion will sich die Gemeinde einem Appell des Belgrader Patriarchen Pavle anschließen.  In dieser Woche hat er dazu aufgerufen, den Krajina-Flüchtlingen Fertigteilhäuser zur Verfügung zu stellen.  Ein Einfamilienhaus wird 7.000 US-Dollar kosten.  Tausende dieser Flüchtlinge sind gegenwärtig in Turnhallen und Schulen untergebracht.  "Wir wissen nicht was demnächst werden soll," sagt der Berliner Pfarrer Dragan Sekulic, "denn am 1. September beginnt das neue Schuljahr".

 

Spenden können an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 14 Uhr in der Weddinger "Kirche des Heiligen Sava", Ruppiner Str. 28, abgegeben werden; ebenfalls an Werktagen zwischen 18 und 20 Uhr.  Spendenbescheinigungen werden sofort ausgestellt.  Die Kontonummer für die "Serbisch-Orthodoxe Kirchengemeinde Berlin" bei der Berliner Bank, BLZ 100 200 00, lautet: 0927535500.  Als Verwendungszweck sollte "Humanitäre Hilfe Krajina 1995" angegeben werden.

 

In humanitären Angelegenheiten ist diese Berliner Gemeinde keineswegs unerfahren: Seit Jahren hat sie Waisenkinder im Großraum Knin versorgt.  Nun sind diese Kinder über ganz Serbien verstreut.  Sie wird dennoch versuchen, Beziehungen zu ihnen wieder aufzunehmen.

 

Slavica Sekulic, die Ehefrau des Pfarrers, betont, daß die Gemeinde jedem helfen möchte, der um Hilfe bittet: "Jeden zweiten Sonntag kommen Moslems vor die Kirche und betteln.  Wenn wir ihnen etwas aus der Garderobe oben mitgeben, sehen wir das als unsere Pflicht an.  Wie könnten wir unseren Augen vor denen verschließen?  Wir helfen jedem, der die Hilfe braucht."

 

In der vergangenen Woche während ihres Heimaturlaubs versuchte die Familie Sekulic die Flüchtlingtreks an der Grenze zwischen Bosnien und Serbien zu versorgen.  Frau Sekulic berichtet: "Die meisten kamen verletzt an.  Wir haben gefragt, warum sie verletzt sind.  Sie sagten: 'Wir wurden unterwegs gesteinigt, wir wurden geprügelt von Zivilisten.'"  Pfarrer Sekulic berichtet von tiefer Trauer und Ungewißheit seitens der Flüchtlinge

 

Der Priester hofft dennoch auf eine positive Auswirkung dieser "Tragödie": "Bisher hatten wir das Gefühl, das die vorherrschende Weltmeinung gegen uns Serben eingestellt war.  Vielleicht wird nun der Eindruck schwinden, daß nur die eine Seite schuldig sei.  Es sind wirklich drei Völker, die zu leiden haben."

 

William Yoder

Berlin, den 15. August 1995

Verschickt u.a. an den Evangelischen Pressedienst in Frankfurt/M., 378 Wörter