"Rios Montt ist ein wunderbarer Mann Gottes"
Nach Auffassung des US-Astronauten Brigadegeneral Charles Duke ist der guatemaltekische Diktator Efrafn Rios Montt "ein wunderbarer Mann Gottes". In einem mit dem Evangelischen Pressedienst geführten Gespräch im Dahlemer Harnack-Haus am Dienstag, 22. März, bezeichnete er Rios Montt ferner als "bekehrt" und "geisterfüllt". Laut seiner Einschätzung habe Montt, mit dem er persönlich befreundet sei, "mit der Korruption aufgeräumt", das öffentliche Leben sei nun vor Terroraktionen geschützt und das Land erlebe "einen wirtschaftlichen Aufschwung".
Vor dem Machtantritt von Ríos Montt im März 1982 hätten guatemaltekische Regierungssoldaten Greueltaten verübt, heute seien es aber nur noch die Guerilleros, die Zivilpersonen massakrierten. Der Astronaut räumte dennoch ein, daß "in der Hitze des Gefechts" noch heute - wie in jeder militärischen Auseinandersetzung - unbeteiligte Zivilisten möglicherweise in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Die Berichterstattung von „Amnesty International“ über von Regierungssoldaten verübte Massaker bezeichnete er als "in jeder Hinsicht falsch", denn ihre Angaben seien vom US-State Department "vollständig widerlegt" worden.
Wie auch andere nordamerikanische Charismatiker hat Duke ebenfalls Nikaragua besucht und sich mehrmals mit Regierungschef Daniel Ortega über Glaubensfragen unterhalten. Er nannte den katholischen Priester und sandinistischen Außenminister d'Escoto Brockmann einen "wiedergeborenen Christen", der sich dennoch "auf einem politischen Irrweg" befinde.
Wer noch nicht in Mittelamerika gewesen sei, dürfe sich "keinerlei Urteil erlauben".
Hinsichtlich der in USA laufenden antinuklearen "Freeze"-Kampagne meinte der Brigadegeneral, er stehe eindeutig hinter der Verteidigungspolitik Reagans, obwohl er wisse, daß dieses Thema "die meisten Kirchen gespalten" habe. Der Westen habe aber keine nukleare Auseinandersetzung zu befürchten, sondern primär eine "innere moralische Desintegration", die ihn wehrlos einer "gottlosen Macht" ausliefere.
In seiner anschließenden vor rund 200 Zuhörern gehaltenen Predigt bezeichnete er Bundespräsident Karl Carstens ebenfalls als einen "wunderbaren Christen". Kürzlich hatten ihm Carstens sowie Mitglieder des Bundestages eine Audienz gewährt. Im Augenblick befindet sich der Astronaut auf einer "selbstfinanzierten" vierzehntägigen Europareise. Während seines letzten Berlin-Besuches anläßlich der "Berliner Bekenntnistage" zu Pfingsten 1981 ist er auch in drei Ost-Berliner Gottesdiensten aufgetreten.
Der seit fünf Jahren bekehrte Anglikaner Charles Duke, der 1972 auf dem Mond landete, ist heute ein millionenschwerer in Texas tätiger Immobilienmakler, Offizier der Luftwaffenreserve und selbständiger Reiseevangelist. Veranstalter des Abends war Oberst Eugene Bird, Leiter der Berliner Filiale der charismatisch-geprägten "Geschäftsleute des vollen Evangeliums". Mitunterstützer der Veranstaltung waren Volkhard Spitzer und das Christliche Zentrum Berlin.
William Yoder
Berlin, 23. März 1983
Erschienen in Evangelischen Pressedienst, Landesdienst Berlin, 23. März 1983, 371 Wörter
Anmerkungen vom Dezember 2021: Der US-Astronaut Charles Duke (geb. 1935) spazierte 1972 auf dem Mond. Im Jahre 2020 erhielt er die Auszeichnung „Texaner des Jahres“.
Efrain Ríos Montt (1926-2018) war 1982-83 faktischer Präsident von Guatemala. Im Mai 2013 wurde er von einem einheimischen Gericht wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80 Jahren Gefängnis verurteilt. Er verstarb fünf Jahre später im Hausarrest.
Als Kommendant des Spandauer Gefängnisses von 1964 bis 1972 lernte der US-Offizier Eugene Bird (1926-2005) den inhaftierten Rudolf Hess kennen. Bird unterstützte Hess heimlich beim Verfassen seiner Selbstbiographie, was letztlich zum Ende von Birds Militärkarriere führte. Bird lebte bis zum Lebensende in Berlin.
Der Berliner Pfingstprediger Volkhard Spitzer (geb. 1943) ist noch heute als Pastor tätig.